GG 409

Autores Historiae Ecclesiasticae. Eusebij Pamphili Caesariensis Libri X Ruffino Interprete. Ruffini Presbyteri Aquileiensis Libri duo. Recognita ad antiqua exemplaria Latina per Beat. Rhenanum. Item ex Theodorito Episcopo Cyrensi, Sozomeno , & Socrate Constantinopolitano Libri XII versi ab Epiphanio Scholastico, adbreviati per Cassiodorum Senatorem, unde illis Tripartitae historiae vocabulum. Emendati & hij multis locis. Additis passim Graecis epistolis plerisque Synodorum ac Impp. e Tomis Theodoriti, cum ut Latinae versioni ex hijs succurratur, tum ut velut monimenta quaedam Christianae antiquitatis conserventur, & habeat lector philellēn quod non sine fructu conferat. Basel: Johannes Froben 1523. Fol.

Sowohl das Hauptwerk unseres Sammeldrucks, die Kirchengeschichte des (zeitweise exkommunizierten) Bischofs seiner Heimatstadt Caesarea in Palästina Eusebios (um 260-339), wie die ergänzend beigegebene sog. Historia Tripartita, sind im griechischen Original erst 1544 in Paris bei Robert Estienne erschienen. Ihre lateinische Übersetzung des Tyrannius Rufinus (ca. 345-410) aus Concordia, der in seinem Kloster in Aquileia neben dieser Kirchengeschichte Schriften des Origenes, Basilius und Gregor von Nazianz ins lateinische übersetzt und die Kirchengeschichte bis zum Tode Theodosius des Grossen fortgesetzt hat, ist seit den 1470er Jahren bis zum Erscheinen unseres kritischen Drucks dagegen schon etwa zehn Mal erschienen gewesen (die erste lateinische Gesamtausgabe der Schriften des Eusebios erscheint 1542 in Basel bei Heinrich Petri [GG 419]).

Der Herausgeber unseres Drucks, Beatus Rhenanus, hat seine Sammlung aus Basel am 25. August 1523 dem Bischof von Olmütz Stanislas Turzo gewidmet. Sie zeigt uns, wie eine lateinische Übersetzung als Ersatz für ein noch verloren geglaubtes Werk geschätzt und wie ein Werk im Druck durch Verwandtes - auch noch nie Gedrucktes - ergänzt werden kann. Da Geschichte nie langweile, beginnt Rhenanus, der später selber eine der ersten Geschichten der Germanen und Deutschen geschrieben hat, und da die heidnischen Historiker, die griechischen wie die lateinischen, nicht ohne Grund eifrig gelesen würden, verwundere es, dass die Autoren der Kirchengeschichte, an erster Stelle der gelehrte und beredte Eusebius, so wenig geachtet würden. Von vielen Kirchenautoren wüsste man ohne ihn nichts mehr; auch von Irenaeus seien nur fünf Bücher direkt erhalten, soviel er wisse noch ungedruckt (sie sind zuerst 1526 erschienen, in der Übersetzung des Erasmus ebenfalls bei Johannes Froben (GG 429), das griechische Original erst 1570 in Paris). Die Geschichte der Apostel, der Märtyrer, der kaiserlichen Christenverfolgung sei nötig und schön kennen zu lernen (Eusebs Kirchengeschichte ist auch heute noch die Hauptquelle für die ersten Jahrhunderte des Christentums). Möglicherweise sei die schlechte Erhaltung schuld, dass das Werk nicht gelesen werde. Ein Vergleich der Drucke mit den Handschriften zeige aber nicht allzu viele Fehler. Die Sorgfalt des Übersetzers könne man ohne eine griechische Handschrift allerdings nicht beurteilen, auch wenn Rufinus in seinen übrigen Übersetzungen nicht gerade als genialer Übersetzer gerühmt werde, sondern als Umschreiber gelte. Das zeigten seine Übersetzungen von Gregor von Nazianz und Josephus. So hätte er eine griechische Handschrift haben müssen. Mangels einer solchen habe er alte lateinische konsultiert. Verbesserungsmöglichkeiten durch eine griechische Handschrift zeige z. B. die Abweichung des lateinischen Textes in einem Irenaeuszitat von dessen griechischem Original (zur Zeit, da Rhenanus dies schrieb, arbeitete Erasmus, sein älterer Freund - wohl im selben Haus - an seiner Irenaeus-Übersetzung). Um solche Textverbesserungen müssten sich die Kirchenmänner in Rom kümmern, da es dort nicht nur Gelehrte, sondern auch griechische und lateinische Handschriften in Mengen gebe. Immerhin habe auch er zahlreiche bisher korrupte Stellen verbessert und nützliche marginale Erklärungen beigegeben. Ferner habe er sich nach Abschluss des Drucks der Geschichte Eusebs, da sie nicht einen Band gefüllt habe, entschlossen, zum Nutzen der Wissenschaft die sog. Historia Tripartita beizufügen, auch wenn schon die beiden von Rufinus Euseb angehängten Bücher - aber eben mangelhaft - einen Abriss hieraus böten. Allerdings müsse man bei diesem Werk eher von einer Verkehrung als von einer lateinischen Übersetzung sprechen. Der Senator Cassiodor - Flavius Magnus Aurelius Cassiodorus, immerhin einer der bedeutendsten Schriftsteller seiner Zeit, der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts, Konsul, dann Staatsmann unter König Theoderich - Cassiodor scheine einen gewissen Epiphanius, der weder Griechisch noch Latein beherrscht habe, mit der Übersetzung der Werke des Theodoret, Sozomenos und Sokrates betraut und selber aus den dreien eine Geschichte gebildet zu haben, woher der Cento seinen Namen habe. Er habe bei der Arbeit einsehen müssen, dass man mit Verbessern und Ändern nicht weiterkomme, sondern neu übersetzen müsste. Dies sei aber ohne griechische Handschriften nicht möglich gewesen. Und auch die griechische Handschrift des Theodoret, welche die Basler Prediger aus der Bibliothek des Johannes von Ragusa ihm geliehen hätten, habe nicht genügt. Aus ihr habe er immerhin vieles verbessert sowie einige griechische Synodalen- und Kaiserbriefe beigesteuert, aus denen der Leser ermessen könne, wie unwürdig das Werk des Chrysostomus behandelt worden sei. Und wohl wegen dieser Misshandlung zuerst durch den Übersetzer, dann durch die Drucker sei es nicht mehr gelesen worden. Und doch könne man vieles aus ihm lernen: z. B. aus welch kleinen Ursprüngen der arianische Streit herausgewachsen sei. Aus allzu hartnäkkigen Streitigkeiten könne auch heute ein gleiches Übel enststehen, wieder Blut fliessen. Schliesslich erfahren wir, dass Rhenanus für die vorangehende Widmung seiner Tertullianausgabe (Juli 1521 bei Froben) von Turzo neben einem freundlichen Brief eine mit alten römischen Münzen kunstgerecht geschmückte Schale erhalten habe.

Exemplar aus Besitz der Brüder Amerbach: F K V 4

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: FK V 4 | Frey-Gryn C II 19:2

Illustrationen

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Vorrede des Herausgebers Beatus Rhenanus an den Bischof von Olmütz, Stanislas Turzo, datiert von Basel, den 25. August 1523, 1. Seite

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Vorrede, 2. Seite

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Vorrede, 3. Seite

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Vorrede, 4. Seite

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Anfang der Kirchengeschichte des Eusebius, mit Einfassung von Urs Graf (signiert unten rechts)

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