GG 410

Autores Historiae Ecclesiasticae . Eusebij Pamphili Caesariensis libri novem, Ruffino interprete. Ruffini presbyteri Aquileiensis, libri duo. Item ex Theodorito Episcopo Cyrensi, Sozomeno, & Socrate Constantinopolitano libri duodecim, versi ab Epiphanio Scholastico, adbreviati per Cassiodorum Senatorem: unde illis Tripartitae historiae vocabulum. Omnia recognita ad antiqua exemplaria Latina, per Beatum Rhenanum. Praeterea non ante excusa Nicephori ecclesiastica historia, incerto interprete. Victoris episcopi libri III De persecutione Vandalica. Theodoriti libri V graece, ut sunt ab autore conscripti... Basel: Hieronymus Froben und Nicolaus Episcopius März 1535. Fol.

Die dritte Ausgabe der Autoren der Kirchengeschichte von 1523 (GG 409) erscheint, wie schon ein seitengleicher Nachdruck von 1528, bei Johannes Frobens Sohn Hieronymus Froben und Schwiegersohn Nicolaus Episcopius im März 1535. Sie enthält die Texte von 1523 und 1528, wieder von Rhenanus durchgesehen, aber auch Neues: neben der wieder abgedruckten Widmung von 1523 und der zusätzlichen Vorrede des Rhenanus an den Leser von 1528 zunächst innerhalb der Gesamtpaginierung die Kirchengeschichte des Nikephoros Kallistos Xanthopulos als Erstdruck einer älteren Ãœbersetzung von Unbekannt und, vom Bischof von Vita in Nordafrika Victor Vitensis, die Geschichte der Verfolgungen in der Provinz Afrika unter den arianischen Vandalenkönigen Geiserich und Hunerich (428-477-484). Die Kirchengeschichte des Xanthopulos, die hier zum erstenmal im Druck erscheint (griechisch erst 1630 in Paris), ist das Hauptwerk des Priesters an der Hagia Sophia und Kirchendichters (ca. 1256- ca. 1335); sie behandelt in achtzehn Büchern die Zeit bis 610, war aber, wie ihre Inhaltsangabe annehmen lässt, in fünf weiteren Bänden bis zum Jahre 911 geplant. Hauptquellen sind gerade die dann auch von Rhenanus für Froben zusammengestellten Autoren gewesen. Mehrere kleinere Schriften des Xanthopulos sind dann griechisch 1536 im Anhang an die Epigrammata des Kyros Theodoros Prodromos bei Johannes Bebel erschienen (GG 458). Das Werk Victors scheint hier ebenfalls zum erstenmal im Druck erschienen zu sein; ein Nachdruck dieses Werkes allein ist schon 1537 in Köln erschienen. Schliesslich aber wird dem Druck als bedeutendstes Werk unpaginiert die Kirchengeschichte des Bischofs von Kyrrhos bei Antiochia Theodoretos (nach der neueren Aussprache auch Theodoritos) aus der ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts als griechischer Erstdruck beigegeben, zugleich erster griechischer Druck eines seiner Werke überhaupt, nachdem sein gegen die griechische Philosophie gerichtetes apologetisches Hauptwerk, die "Heilung der heidnischen Krankheiten" lateinisch schon 1519 in Paris erschienen war (griechisch 1592 in Heidelberg). Die hier vorliegende Kirchengeschichte, die bis dahin nur auszugsweise in der Kompilation der sog. Historia ecclesiastica Tripartita von Cassiodor in der lateinischen Ãœbersetzung von dessen Mitarbeiter Epiphanios bekannt war, ist dann schon im folgenden Jahr vom jungen Joachim Camerarius in Nürnberg übersetzt worden und noch im August 1536 lateinisch bei Johannes Herwagen erschienen (GG 411).

Auf die neu enthaltenen Werke weisen die Drucker, ausser auf der Titelseite, noch speziell, mit Angabe von Gründen, in einer kleinen Notiz auf deren Rückseite hin. In seiner undatierten zusätzlichen Einleitung von 1528 bemüht sich Rhenanus, ernsthafte kirchliche Historiographie von Legenden und Wundern zu scheiden und erstere zu belegen. Er stimmt dem Leser bei, dass es heute vielleicht Leute gebe, die nicht alles gleich glaubten, was in den Geschichten des christlichen Glaubens berichtet werde, da viele alte Autoren alles hätten berichten wollen, auch vom Volk Geglaubtes, besonders wenn es um Wunder gegangen sei. Doch deswegen sei nicht alles abzulehnen, nicht nach einer Stelle alles zu beurteilen, das irgendwo die Ãœbereinstimmung der Berichte und die Reihenfolge bestätige. Das geschehe wohl nirgends öfter als in den Eremiten- und Heiligenviten, wo um der Lehrhaftigkeit willen das Altertum sehr viel habe durchgehen lassen, um dem Leser die vollkommenste Lebensregel darzustellen. Um daher neuen heiligen Geschichten bei den Skeptikern eine grössere Glaubwürdigkeit zu verschaffen, habe er für gewisse Dinge auch Zeugnisse eines heidnischen Autors beigefügt. Worauf Rhenanus ausführlich parallele Stellen aus der Geschichte des Ammianus Marcellinus (z.T. mit Textverbesserungsvorschlägen: das Werk war zuletzt gerade 1533 in Augsburg wieder erschienen) zu drei Berichten Eusebs und der Historia tripartita über Athanasius und den Tempelbau zitiert. Von der griechischen Beigabe der Geschichte Theodorets ist mit keinem Wort die Rede; sie dürfte, vielleicht auch Nicephorus und Victor, Werk des Basler Betreuers der Ausgabe sein.

Die Druckvorlage für die Geschichte Theodorets hat eine Theodorethandschrift des Basler Predigerklosters gebildet, wie deren Rötelstiftzeichen zeigen: eine Papierhandschrift des 13. Jahrhunderts, die unser Werk mit den Inhaltsübersichten vor den einzelnen Büchern und einer Liste der Bischöfe der grossen Städte sowie, vorn unvollständig, Theodorets drei Reden über die Vorsehung enthält (heute Mscr. A III 18).

Neuerwerbung von 1961 (in Einband der Zeit sinnvoll zusammengebunden mit der lateinischen Ãœbersetzung der Geschichte Theodorets von 1536 [GG 411]): f a 299 Nr. 1 (Ausgabe von 1528: Frey-Gryn. C II 19 Nr. 2).

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: fa 299:1

Illustrationen

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Titelseite

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Vorrede des Herausgebers Beatus Rhenanus an den Leser, ohne Datum, 1. Seite

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Vorrede, 2. Seite

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Vorrede, 3. Seite; Werkliste des Eusebius nach Hieronymus

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Anfang des 2. Buches von Theodorets Kirchengeschichte auf Griechisch

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Manuskriptseite der Kirchengeschichte Theodorets, die als Druckvorlage diente (Mscr. A III 18, p. 69). Sie zeigt eine Stelle zu Beginn des 2. Buches. Mit Rötelstift sind geplante Seitenumbrüche eingetragen und wieder gestrichen worden; im Druck durchgeführt wurde der mit Silberstift eingetragene Seitenumbruch (vgl. vorheriges Bild).

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Kolophon

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Druckermarke von Froben