Agricola, D.: Almi confessoris et anachorete Beati (...). - Basel, 1511

Autor  Agricola, Daniel
Titel  [Vita Beati] Almi confessoris et anachorete Beati: Helveciorum primi evangelistae et apostoli: a sancto Petro missi vita: iam pridem exarata
Impressum  Basileae : ex officina providi viri Adae Petri de Langedorff, impressa anno Domini 1511
Umfang  [40] S. : Ill. ; 22 cm
Notiz  Mit einem Gebet von Sixtus IV
Verfasst von Daniel Agricola (Autor im Text genannt)
Impressum aus Kolophon: "Nuper Basileae: ex officina providi viri Adae Petri de Langedorff: impressa anno Domini 1511."
Signaturen: A⁸, B⁴, C⁸
Holzschnitte von Urs Graf
Druckort  Basel
Druckerei  Petri, Adam (Offizin, Basel)
Weitere Urheber  Sixtus IV, Papst, 1414-1484
Graf, Urs, ca. 1485-ca. 1527
Bibliogr. Nachweis  VD16 M 5078
Signatur  FO V 13:5
Anm. zum Exemplar  Seiten am oberen Rand teilweise beschädigt
Seiten durch aufgeklebtes Papier vergrössert
Rubrizierungen
Zusammengebunden mit 7 Drucken und 5 Handschriften
Vorbesitzer des Sammelbandes: Kartause Basel
Vorbesitzer  Kartause Basel

Illustrationen

Buchseite

Titelseite

Buchseite

Schluss des Haupttextes und Kolophon (Bl. C5recto)

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Kommentar

(spl) Der vorliegende Druck enthält die editio princeps der 1511 bei Adam Petri edierten Lebensbeschreibung des Heiligen Beatus, verfasst vom Basler Minoriten Daniel Agricola. Die Heiligenvita ist in 15 jeweils eine Seite umfassende Prosakapitel unterteilt. Jedes Kapitel ist durch einen Holzschnitt von Urs Graf illustriert, jedem Holzschnitt wiederum sind eine Kapitelüberschrift und ein vierzeiliges Epigramm beigegeben. Eingeleitet wird der Druck durch einen Widmungsbrief und ein Gedicht in sapphischer Strophe, beide vom Autor der Vita verfasst. Ebenfalls von Agricola stammt die in Prosa gehaltene Oratio an den Heiligen Beatus, die zusammen mit einer Oratio auf die Jungfrau Maria, verfasst von Papst Sixtus IV, und einer Elegie des Agricola den Schluss der Publikation bildet. Beide Gebete sind wiederum durch Holzschnitte illustriert. Im selben Jahr erschien ebenfalls bei Adam Petri eine frühneuhochdeutsche Übersetzung der Legende (in der UB Basel nicht vorhanden), wobei die Holzschnitte dort ohne die Epigramme abgedruckt sind.

Widmungsbrief und einleitendes Gedicht [1]

In einem kurzen Widmungsbrief richtet sich Agricola an den Probst des Klosters von Interlaken und thematisiert den Nutzen, der aus der Darstellung beispielhaften Verhaltens zu ziehen sei. Als besonders vorbildhaft und nachahmenswert erscheint Agricola der Lebenswandel des Heiligen Beatus. In diesem Sinne endet der Brief mit der Anempfehlung der folgenden Lebensbeschreibung an den Leser.

Die Besonderheit des sechs sapphische Strophen umfassenden Gedichts liegt im sich stets wiederholenden Strophenschluss Sancte beate. Das Gedicht richtet sich an den Heiligen mit der Bitte um Gnade und der Hoffnung auf Erlösung. Beatus wird als derjenige angesprochen, der selbst zum Himmel hinaufgestiegen sei. Erwähnt wird zudem der Kampf des Heiligen mit dem Drachen, was in der Vita selbst ausführlicher behandelt wird.

Lebensbeschreibung des Heiligen Beatus [2]

Die in Prosa gehaltene Heiligenvita beginnt mit der Jugend des Heiligen, der ursprünglich Suetonius geheissen und im ersten Jahrhundert nach Christus in England gelebt habe. Von Barnabas bekehrt und auf den Namen Beatus getauft, sei der junge Mann nach Rom aufgebrochen, habe sich dort Petrus angeschlossen und die verschiedenen Weihegrade bis zum Priesteramt durchlaufen. Im päpstlichen Auftrag sei Beatus – zusammen mit seinem Gefährten Achates – zur Mission über die Alpen ins Gebiet der Helvetier gereist und habe dort das Evangelium gepredigt. Gegen anfänglichen Widerstand habe er die Bevölkerung dazu gebracht, den heidnischen Göttern abzuschwören und sich taufen zu lassen.

Wie ihn sein Weg so durch viele Städte und Regionen geführt habe, sei er auch in die Gegend von Interlaken gekommen. Dort hörte er von einem Drachen, der in der Nähe sein Unwesen trieb. Zusammen mit seinem Gefährten Achates habe sich Beatus über den See fahren lassen, die Höhle des Drachen aufgesucht und diesen mit Gottes Hilfe vertrieben. Von da an habe der Heilige in dieser Höhle gelebt und sein Leben in grösster Abstinenz und Frömmigkeit zugebracht. Im Alter von neunzig Jahren sei Beatus krank geworden und – wie Agricola eigens festhält – etwa im Jahre 112 nach Christus gestorben. Wunschgemäss sei er bei der Drachenhöhle begraben worden. Von da an seien beim Grab des Beatus – als Zeichen seiner Heiligkeit – die Kranken von ihren Leiden befreit worden. Später sei auch sein Jünger Achates neben Beatus beigesetzt worden.

Zu den fünfzehn jeweils zwei Distichen umfassenden Epigrammen, die unterhalb der Holzschnitte, welche die Vita illustrieren, abgedruckt sind: Auffällig ist, dass die wenigsten einen direkten Bezug zur Beatuslegende schaffen. Die Gedichte zeichnen sich vielmehr dadurch aus, dass sie Lebensweisheiten zum Besten geben, aus denen der Rezipient über den Bezug auf das im Bild dargestellte Kapitel der Beatuslegende moralische Handlungsanweisungen ziehen muss, die ihn in einer christlichen Lebensführung unterstützen.

Orationes und Elegie [3]

Die beiden in Prosa gehaltenen Orationes im Anschluss an die Heiligenvita sind ebenfalls mit je einem Holzschnitt von Urs Graf versehen, wobei derjenige auf die Jungfrau Maria zusätzlich durch ein drei Distichen umfassendes Epigramm ergänzt ist. Den Schluss des Drucks bildet eine Elegie von sechs Distichen, die Maria preist.

Weitere Werke im Sammelband

Der vorliegende Band vereinigt acht Drucke, darunter fünf Inkunabeln, und fünf Handschriften, alle in lateinischer Sprache abgefasst. Mehrere Drucke enthalten Illustrationen, die Hymni in adventu ad vesperas (FO V 13:7) sind mit handschriftlich eingesetzten Noten versehen. Mit seiner geistlich-religiösen Ausrichtung spiegelt der Band die Bedürfnisse und Interessen der Vorbesitzerin, der Basler Kartause, wider. Weitere poetische Texte enthält der Druck Jesuida seu de passione Christi (siehe FO V 13:4).

Weitere Exemplare des beschriebenen Drucks in der UB Basel

FG VIII2 31:2

Weiterführende Literatur

Stettler, Bernhard: Studien zur Geschichte des oberen Aareraums im Früh- und Hochmittelalter. Thun, 1964 [zum Heiligen Beatus S. 91-98]

Dumermuth, Gottfried: Der Schweizerapostel St. Beatus. Sage und Geschichte. Basel, 1889

Titel und Incipits

[1] Widmungsbrief und einleitendes Gedicht [zum Text]

Frater Daniel Agricola minorista magnifico domino praeposito monasterii Interlacensium.
Incipit: Prisca aetas (spectabilis vir praeposite) post

Saphicon ad sanctum Beatum principiendi gratia eiusdem Agricolae.
Incipit: Praebeat nobis veniam rogamus

[2] Lebensbeschreibung des Heiligen Beatus [zum Text]

Primum Capitulum De conversatione eius saeculari.
Incipit: Hanc dedit almiparens copiam de munere grato

Secundum Capitulum De sancti Beati promotione.
Incipit: Gaudia (crede) manent superum: cum spurca voluptas

Tertium Capitulum De Beati predicatione celosa.
Incipit: Quisquis avet christi legem depromere divam

Quartum Capitulum De Operatione virtuosa.
Incipit: Christicolae dum fata sinunt: expellite fastum

Quintum Capitulum De fructuosa fidelium regeneratione.
Incipit: Pellite caecutiens virtutis dogmate crimen

Sextum Capitulum De Laboriosa operatione.
Incipit: Corporis & labor & sudor virtutis amore

Septimum Capitulum De Studiosa sequestratione.
Incipit: Qui mentem gliscunt celso defigere olimpo

Octavum Capitulum De Navigatione Miraculosa.
Incipit: Conditor hoc praestat donum ministrantibus ipsi

Nonum Capitulum De Draconis inventione cautelosa.
Incipit: Horridus atque draco squamosus crimina suadet

Decimum Capitulum De draconis expulsione animosa.
Incipit: Orantes quicquid petimus de pectore fiet

Undecimum Capitulum De Austeritate vitae rigorosa.
Incipit: En labor ingenuus celso dat colle penates

Duodecimum Capitulum De ipsius morte lachrymosa.
Incipit: Cuncta rapit quae delectant mors pallida mundi

Tertiumdecimum Capitulum De Sepelitione affectuosa.
Incipit: Iudicis adveniet tempus delicta notandi

Decimumquartum Capitulum De Ostensione miraculosa.
Incipit: Qui navibus passis sanctum votisque Beatum

Quintumdecimum Capitulum et ultimum De Achatis consummatione gloriosa.
Incipit: Qui iustis sociatur fit iustus quoque sanctus

[3] Orationes und Elegie [zum Text]

Oratio ad Sanctum Beatum
Incipit: Sancte Beate: alme confessor

Imago beate virginis Marie
Incipit: O benedicta dei genetrix: te crimine solam

Ad Beatam et gloriosam virginem dei genitricem Mariam: Oratio Sixti pape quarti vera.
Incipit: Ave sanctissima Maria mater dei

Conclusio pro gratiarum actione elegia. F. D. Agricole ad beatam virginem.
Incipit: O magni veneranda parens o filia nati

Themen: Historisch: Kloster Interlaken

Themen: Poetisch: Heiligenvita; Elegie; Epigramm; Distichon, elegisches; Elegisches Distichon; Sapphische Strophe; Strophe, sapphische

Themen: Philosophisch, Theologisch: Maria (Jungfrau); Beatus (Heiliger)

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