Engelbrecht, P.: Divi Lamberti episcopi Traiectensis (...). - Basel, 1519
Autor | Engelbrecht, Philipp |
Titel | Divi Lamberti episcopi Traiectensis, martyris & magni apud Friburgenses Brisgoicos patroni vita / Philippo Engelbrechto Engentino autore ; Epistola ad Hieronymum Husaerum Pludentinum quae Friburgum summatim complectitur / autore eodem |
Impressum | Basileae : apud Ioannem Frobenium, mense Aprili, anno domini 1519 |
Umfang | 48 S. ; 23 cm |
Notiz | Enthält ausserdem Ad Mnemosynen desselben Autors Impressum aus Kolophon: "Basileae, apud Ioannem Frobenium, mense Aprili. Anno domini M.D.XIX." Signaturen: A-F⁴ Titeleinrahmung, Zierinitialen, Druckermarke |
Druckort | Basel |
Druckerei | Froben, Johannes (Offizin, Basel) |
Enthaltene Werke | Engelbrecht, Philipp: Epistola florentissimae urbis Friburgi apud Brisgoicos descriptionem complectens. - Engelbrecht, Philipp: Ad Mnemosynen |
Bibliogr. Nachweis | VD16 E 1216 |
Signatur | FG VII 56:3 |
Anm. zum Exemplar | Zusammengebunden mit 6 weiteren Drucken und 2 Handschriften Vorbesitzer des Sammelbandes: Kartause Basel Rubrizierungen |
Vorbesitzer | Kartause Basel |
Illustrationen
Kommentar
(spl) Der 1519 bei Froben produzierte Druck enthält die Erstausgabe von Engelbrechts Lebensbeschreibung des Heiligen Lambertus, der im 7. Jahrhundert als Bischof von Maastricht wirkte. Lambert wird unter anderem von Freiburg im Breisgau als Stadtpatron verehrt. Eingeleitet wird die Vita durch einen Widmungsbrief des Autors.
Der Vita folgt der erneute Abdruck der sogenannten Friburgica Engelbrechts, eines Lobgedichts auf die Stadt Freiburg, das schon 1515 bei Froben publiziert worden war (siehe: AN VII 1:3, FK IX 28:4, Ko XI 10:10). Gegenüber jener Ausgabe ist die Dichtung um 80 Verse gekürzt, umfasst hier also nur 350 Verse.
Zum Schluss des Drucks ist zudem ein in der zweiten asklepiadeischen Strophe gehaltenes Carmen gegeben (auf jeweils drei kleinere Asklepiadeen folgt ein Glykoneus). Es handelt sich dabei um ein sogenanntes Hodoeporikon, ein Gedicht auf die glückliche Heimkehr seines Freundes Hieronymus Bappius aus Feldkirch.
Epistola dedicatoria [1]
In seinem dreiseitigen Widmungsbrief richtet sich Engelbrecht an die senatores clarissimi von Freiburg und lobt deren Engagement für die Stadt. Von ihnen habe er den Auftrag erhalten, das Leben des Stadtpatrons zu beschreiben. Engelbrecht erwähnt in diesem Zusammenhang das positive Echo, das er von den Räten für seine Friburgica erhalten habe. Im zweiten Teil des Briefs schildert Engelbrecht die geschichtlichen Hintergründe, die die Translation des Haupts des Heiligen nach Freiburg betreffen.
Vita Lamberti [2]
Die in Hexameter gefasste, mehr als 700 Verse lange Vita beschreibt die wichtigsten Stationen des Lebens des Heiligen und Märtyrers, angefangen mit der Kindheit und der Erziehung über die Wahl zum Bischof bis zu den Umständen rund um die Ermordung Lamberts. Zum Schluss berichtet Engelbrecht erst von der Translation des Heiligen nach Lüttich und kommt dann – wie schon im Widmungsbrief – auf die Überführung des heiligen Haupts nach Freiburg zu sprechen. Die Erzählung endet mit der an Lambert gerichteten precatio des Dichters.
Als Quellen für Engelbrechts Dichtung sind die verschiedenen mittelalterlichen Viten über Lambert zu nennen, von denen die älteste schon ins frühe 8. Jahrhundert datiert wird. Engelbrecht scheint mehrere von ihnen gekannt und als Vorlage benutzt zu haben [siehe Neff, 3. Teil, S. 23].
Friburgica [3]
Engelbrechts in elegischen Distichen gehaltenes Stadtgedicht trägt die Form einer Versepistel, gerichtet an Hieronymus Hauser oder Huser von Bludenz. Diesem schildert Engelbrecht zunächst das Umland Freiburgs, verbindet diese Beschreibung mit dem Wunsch, Apollo möge dem Dichter das Haupt mit Lorbeer krönen. Es folgt die Illustrierung der Stadt mit ihren Befestigungsanlagen und Gebäuden. Dabei werden die Musen angerufen, die zwar die Pyramiden besängen, über einen so grossartigen Bau wie das Freiburger Münster bisher aber geschwiegen hätten.
Darauf kommt Engelbrecht auf die politischen und sozialen Einrichtungen der Stadt zu sprechen. In diesem Zusammenhang berichtet er in einem längeren Einschub über die jüngsten Bauernunruhen, die sich 1513 in Lehen bei Freiburg ereignet haben, von der Obrigkeit aber schon im Keime erstickt wurden. Der Verlauf der Geschehnisse wird den historischen Tatsachen entsprechend, jedoch mythologisch ausgestaltet wiedergegeben. Engelbrechts rhetorische Gewandtheit zeigt sich hier etwa darin, dass er Tisiphone auftreten lässt – auch als fatalis Erynnis bezeichnet, die in direkter Rede das Volk aufhetzt.
Im letzten Drittel rühmt Engelbrecht Erzherzog Albrecht VI von Österreich, den Stifter der örtlichen Universität, und preist dann deren verschiedene Fakultäten, wobei den kosmographischen Wissenschaften besonders viel Platz eingeräumt wird. Die Dichtung schliesst mit der Bezugnahme auf den Besuch des Kaisers Maximilian I in Freiburg und mit dem Wunsch, dessen Taten mögen besungen werden.
Im Vergleich mit der Basler Ausgabe von 1515 sind an mehreren Stellen Passagen gekürzt, wobei die markanteste Streichung die Verse über die Sapienz und deren Stifter betrifft, die im vorliegenden Druck weggelassen sind.
Weitere Werke im Sammelband
Der vorliegende Sammelband zeichnet sich durch Werke aus, die alle christlich-religiöse bzw. theologische Thematik aufweisen. Aus dem Rahmen fällt die poetische Beschreibung Freiburgs, die Engelbrechts Heiligenvita hinzugefügt ist (ihre Aufnahme in den Sammelband erklärt sich aus dem Druck selbst, der den Fokus auf die Stadt Freiburg richtet).
Weiterführende Literatur
Neff, Joseph: Philipp Engelbrecht (Engentinus). Ein Beitrag zur Geschichte des Humanismus am Oberrhein. Donaueschingen, 1897 [insbesondere 3. Teil, Seiten 21-23]
Titel und Incipits
[1] Epistola dedicatoria [zum Text]
Amplissimis viris consulib. senatuique Friburgensis reip. moderatoribus Philippus Engelbrecht Engentinus, s. d.
Incipit: Ea est vestra omnium magnitudo
[2] Vita Lamberti [zum Text]
Divi Lamberti episcopi Traiectensis, martyris, et magni apud Friburgenses Brisgoicos patroni vita, Philippo Engelbrechto Engentino autore.
Incipit: Praesulis exortus Lamberti, et nomina toto
[3] Friburgica [zum Text]
Epistola ad Hieronymum Husaerum Pludentinum, quae Friburgum summatim complectitur, Philippo Engelbrecht Engentino autore.
Incipit: Mittimus optatam tibi Pludentine salutem
Ad Mnemosynen ut Hieronymum Bappium Felcircianum e Saxonia, ostensis Friburgicis, incolumem reducat, P. Engentinus.
Incipit: Dulces grata mihi Mnemosyne modos
Erwähnte Personen: Bappius, Hieronymus*; Husaerus, Hieronymus*; Albrecht VI, Erzherzog von Österreich; Maximilian I, Kaiser des Römisch-deutschen Reichs
Themen: Historisch: Lambert von Maastricht; Bauernaufstand; Lehen (Ortschaft in Baden); Freiburg im Breisgau; Universität Freiburg im Breisgau
Themen: Poetisch: Asklepiadeische Strophe; Strophe, asklepiadeische; Hodoeporicon; Hexameter; Versepistel; Distichon, elegisches; Elegisches Distichon
Themen: Mythologisch: Apollo; Musen; Erynnien