GG 152

Tou Kydōniou Peri tou kataphronein ton thanaton. Hermeiou philosophou Diasyrmos tōn exō philosophōn.

Cydonij de contemnenda morte Oratio. Hermiae philosophi irrisio gentilium philosophorum. Ex inclyti ac generosi D. D. Ioannis Iacobi Fuggeri splendidiss. ac ornatiss. bibliotheca desumpta & nunc primum cum Graece, tum Latine, Raphaelis Seileri Augustani, Geryonis c.v. filij, opera ac versione in lucem prolata. Basel: Johannes Oporin März 1553. 8°.

Erster Druck dieser Schrift und zugleich erster Druck überhaupt einer Schrift des Demetrios Kydones (um 1323-1397/98), eines humanistisch gebildeten hohen Beamten unter mehreren Kaisern, der mehrmals auch Italien besucht hat, 1369-1371 als Begleiter des Kaisers. 1390-96 in freiwilligem Exil in Venedig. Der Übersetzer und Herausgeber, der Augsburger Raphael Seiler, hat die Handschrift zur Bearbeitung aus der Bibliothek Johann Jakob Fuggers erhalten und widmet die Ausgabe am 1. Dezember 1552 seinen Söhnen Sigismund, Friedrich und Karl. Im Autor vermutet er schon richtig den Demetrius Cydonius aus Thessalonike, von dem Raphael Volterranus u.a. berichtet, dass er in Mailand die Schriften des Thomas von Aquin ins Griechische übersetzt habe, welche Übersetzung nun in der Bibliothek des Vatikans liege. Demetrios Kydones ist wie sein Bruder, der Mönch und Priester Prochoros Kydones, wie er einer der bedeutendsten Übersetzer westlicher Theologen ins Griechische, zum Katholizismus übergetreten. Aus der selben Handschrift Fuggers dürfte der Text der "Verspottung der heidnischen Philosophen" von "einem gewissen Hermias" stammen. Beide Schriften sind schon 1559/60 in die Zürcher Sammlung früher christlicher Autoren aufgenommen worden, die in der Folge unzählige Male nachgedruckte des Hermias 1580 in den von Hieronymus Wolf zusammengestellten Basler Sammeldruck der "Tabula compendiosa de origine, successione, aetate et doctrina veterum philosophorum... a G. Morellio Tiliano collecta. Cum Hier. VVolfii annotationibus", die des Kydones 1577 in den wohl ebenfalls von Wolf zusammengestellten Basler Sammeldruck "Doctrina recte vivendi ac moriendi" (GG 61), von dem eine Titelauflage "Compendium vitae et mortis" nochmals 1586 bei Conrad Waldkirch erschienen ist (GG 153).

F e VI 41 Nr. 2

Notizen des fast zeitgenössischen Basler Besitzers Conrad Pfister im Basler Exemplar des vermeintlichen Neudrucks der "Doctrina recte vivendi ac moriendi" von 1577 als "Vitae & Mortis Compendium" im Jahre 1586 haben unsere in Nr. 61 geäusserte Vermutung bestätigt, im "Anonymus" von 1577 Hieronymus Wolf zu sehen, und uns veranlasst, da in der Textsammlung von 1577 und '1586' auch das hier eingereihte Werk des Kydonios von 1553 nochmals erschienen ist, sie im Anschluss an deren Druck hier noch genauer zu beschreiben und auch den vermeintlichen Druck von 1586, eine blosse Titelauflage desjenigen von 1577, mit den Notizen Pfisters hier einzufügen:

152a/61

Diese zweisprachig zusammengestellte Textsammlung zum richtigen Leben und Sterben, die oben unter Nr. 61 bereits kurz beschrieben ist, enthält zur Lebenslehre einen Abschnitt aus Platons Theaitet, die Plato zugeschriebenen Horoi, des "Aristoteles" Schrift Peri aretōn, Weiteres von Georgios Gemistos Plethon, Nemesios von Emesa und Simon Grynaeus (De virtutum divisione, zuerst 1539 in seiner Ausgabe von "Aristoteles" De virtutibus erschienen), zum Sterben "Platons" Axiochos und des Kydones ("sive Nemesij Emeseni episcopi") Schrift über die Verachtung des Todes, mit der Übersetzung des Augsburger Juristen Raphael Seiler und einem Kommentar - wie zum Axiochos und zur Hauptschrift, der Plethons - eines "Anonymus". Der erste Teil ist ein in manchem erneuerter Nachdruck der 1552 bei Johannes Oporin erschienenen Georgii Gemisthi Plethonis elegans ac brevis quatuor virtutum Explicatio, Graece & Latine, nunc primum edita, Adolpho Occone Physico Augustano interprete, item de moribus philosophorum locus ex Platonis Theaeteto Graece & Latine, eodem interprete; & Aristotelis de virtutibus ac vitijs libellus Graece, cum Latina quatuor interpretum versione Alexandri Chamaillardi, Simonis Grynaei, Andreae a Lacuna, Iusti Velsij Hagiani; der zweite nimmt, mit neuen Beigaben, einen Druck Oporins von 1553 wieder auf, den Erstdruck der Schrift des Cydonius mit der Übersetzung Seilers (GG 152). Zusammengestellt haben dürfte unsere Ausgabe von 1577 Hieronymus Wolf; er dürfte sich unter dem "Anonymus" verbergen: er hat das Basler Exemplar dieses Druckes von 1577 seinem Freund Occo "als Rückzahlung" geschenkt: "... amico observando epempsen, ou dosin, all' apodosin poioumenos" hat er auf der Titelseite das Exemplar gewidmet und zwei ähnliche Formulierungen finden sich in einem Gedicht und zu Beginn der Widmung des Plethon-Teils durch den "Anonymus" vom 15. Oktober 1575, der sich hierin zudem als Sechziger (sexagenarius) bezeichnet, was genau auf den 1516 geborenen Wolf zutrifft, der schliesslich in diesem Exemplar auf der Titelseite des Auszugs aus Platos Theaitet vier Hieronymi Wolfij symbola - Gebet und eigene Maximen - für Occo eingetragen hat. Und als Bestätigung darf noch darauf hingewiesen werden, dass im inkompletten Basler Exemplar der Titelauflage von 1586 (GG 153) deren Besitzer, der Basler Professor für Rhetorik und Bibliothekar der Universität Conrad Pfister (CP) auf S. 96, der Titelseite zu den folgenden kommentierten Schriften die Angabe "cum Anonymi annotationibus" in "cum Hieronymi Wolfij..." 'berichtigt' und auf S. 157 "forte (nachträglich wieder durchgestrichen) Hieronymi Wolfij Oetinges. Augustani Bibliothecarij. vide Pagina 308" hinzugefügt hat, wo er wiederum zu Wolfs Erwähnung seines Kommentars zu Ciceros De officiis in Zeile 9 am Rand erklärt hat; "anonymus iste est Hieronymus Wolfio harum annotationum autor." Adolf Occo (III: 1524-1606) wirkte wie sein gleichnamiger Grossvater und Vater als bedeutender Arzt in Augsburg; berühmter noch war er durch seine Kenntnisse in der Altertumskunde, vor allem des Münzwesens, worüber er mit Basilius Amerbach korrespondierte, und seine Gewandtheit in der griechischen und lateinischen Sprache; während der Augster Ausgrabungen hat Amerbach deren Ergebnisse und Fragen mit Occo brieflich diskutiert.

Den Gesamtdruck hat der Drucker dem christlichen und philosophischen Leser aus Basel am 5. Februar 1577 gewidmet (schliesslich handelt es sich in diesem Erbauungsbuch auf anspruchvollstem Niveau ausschliesslich um sogenannte heidnische philosophische und ostchristliche Texte). Er weist auf Platos Wort, dass die Philosophie eine Vorübung des Sterbens sei, hin, dass beim richtigen christlichen Philosophieren alle Handlungen und Gedanken dieses sterblichen Lebens darauf ausgerichtet sein sollten, durch ein richtiges Leben gut sterben und durch einen guten Tod glücklich leben zu können, dass die Bücher der Theologen hiervon voll seien aus dem Schatz der Verkündeten Wahrheit, dass diese zwar des Dienstes der Natürlichen Wahrheit nicht unbedingt bedürften, ihn, wo er sich bietet, jedoch keineswegs abweisen sollten, um nicht die Natur von ihrem Schöpfer zu trennen, dass er darum den zarten jungen Gemütern, je nach ihrem Alter, diese Lehren zum guten Leben und Sterben zum Philosophieren biete, von gelehrten Männern verfasst, übersetzt, mit Scholien und Annotationen für die Schulen (in scholarum usum) erklärt, in einem Band vereint. Und um die ewige Übereinstimmung der menschlichen Vernunft durch alle Jahrhunderte zu zeigen, habe der Gelehrte, der diese Sammlung eingerichtet habe, Plato und Aristoteles auch neuere Autoren, und zwar christliche und christlich philosophierende, beigesellen wollen: Pletho, Nemesius und Kydones. So könne er das Buch als Knabe wie später als Erwachsener seinem Verständnis entsprechend, auch zum Erlernen der Sprache gebrauchen. Auch in den folgenden kleinen lateinischen und griechischen Gedichten auf den anonymen Kommentator (interpretem) und Scholiasten findet sich nochmals eine Anspielung auf Wolf: er sei "ou lykos, alla leōn" bzw. "Non lupus, at forti notus ab ungue leo". 

Den mit Übersetzung und Annotationes des "Anonymus" umfangreichsten Teil des Druckes, die Schrift über die Tugend des Georgius Gemistus Pletho, hat deren Übersetzer von 1552, Adolf Occo, hier neu am 1. Februar 1577 drei Mitbürgern, den Brüdern Marcus, Johann und Jacob Fugger gewidmet. Pletho (um 1360-1452), der in Italien als zweiter Plato, als weisester Grieche seit Plato und Aristoteles geschätzt wurde, hatte die griechische Kultur auf platonischer Grundlage durch eine neuheidnische Religion zu erneuern gesucht, durch einen längeren Aufenthalt am osmanischen Hof mit der Lehre Zarathustras und dem Islam bekannt geworden. Aus Konstantinopel hat er sich 1393 nach Mistra zurückgezogen und dort seine platonische Philosophie und neue - statt der irrenden christlichen - Religion gelehrt, durch die allein die Griechen die Auseinandersetzung mit dem Islam bestehen könnten. Sein Hauptwerk hat Patriarch Gennadios Scholarios verbrennen lassen. Unter den erhaltenen finden sich die hier vorliegende Schrift Peri aretōn und zwei wichtige - politisch-kulturelle - Denkschriften an Kaiser Manuel und den Despoten Theodoros von Mistra. Als er die feine und kurze Darstellung der Tugenden des Georgius Pletho, der auch Gemistus genannt werde (dies wohl sein richtiger Name, Pletho Deckname), gelesen gehabt habe, beginnt Occo seine Widmung, habe er es für der Mühe wert gefunden, dieses Buch, das bisher in den Bibliotheken versteckt gelegen habe und seines Wissens noch nie gedruckt worden sei, zu veröffentlichen, in der Hoffnung, dass die studierende Jugend daraus Nutzen ziehe: zugleich Griechisch und die Tugenden kennen lerne (der Druck Oporins ist der Erstdruck gewesen). Vor allem hätten ihm auch Gelehrte dazu geraten (gewiss u.a. Wolf). Schliesslich sei die Tugend die hervorragendste Gabe Gottes an die Menschen, führe ihre Gedanken zur ewigen Glückseligkeit, weg vom Irrtum zur höchsten Heiterkeit. Die wahre Philosophie sei die Betrachtung des Göttlichen, sie werde durch die Tugend erlangt, ohne sie sei das menschliche Leben ungebildet, und ohne bonae literae und Übung in den Tugenden elender als das der Tiere, die wenigstens alles zu ihrer Verfügung hätten. Sie seien darum allem Menschlichen voranzustellen, im privaten Alltag und im öffentlichen Leben unumgänglich, für jedes Alter. Ihr Nutzen sei den alten und den jüngeren Griechen und Römern bekannt gewesen, sie hätten sich um ihre Darstellung bemüht, am gewissenhaftesten nach Cicero und Aristoteles dieser Pletho. Als er diese hervorragende Schrift vor 22 Jahren habe veröffentlichen wollen, habe er sie, ihrer gegenseitigen Freundschaft wegen, ihrem seither verstorbenen Bruder Hieronymus widmen wollen, als Zeichen seiner Dankbarkeit. Er habe ihn gebeten, dies tun zu dürfen, da sie wert sei, immer wieder von ihm gelesen zu werden, wodurch sie sich ihm einprägen würde, besonders in dieser unruhigen Zeit. In seiner Annahme hätte er den grössten Erfolg seiner Übersetzung gesehen. Das Werk sei nützlich und unterhaltsam zu lesen, dies gehöre beides zum Leben. Auf diese Weise habe er ihren verstorbenen Bruder Hieronymus zur Tugend ermuntern wollen. Als diese Ausgabe vergriffen gewesen und eine zweite verlangt worden und diese von einem Gelehrten verbessert und erklärt worden sei, habe er das Werk durch die Widmung ihnen vererben wollen.

Dieser Widmung folgt, nach einer griechischen Geleitelegie zur Rückkehr des Gemistos ins Haus Occos und einer Empfangselegie Occos (oder des Anonymus in Occos Namen) dazu, ein Widmungsbrief des "Anonymus", des anonymen Kommentators der Schrift des Gemistos sowie Autors zumindest auch der Annotationes zum folgenden Axiochos (inklusive Übersetzung) und der Schrift des "Demetrios Kydones oder Nemesios von Emesa" mit der Übersetzung des Augsburgers (Wolf wird ausführlicher auf ihn zu sprechen kommen) Raphael Seiler, vom 15. Oktober 1575 an Occo, zugleich gewiss der Geleitbrief, mit dem Wolf Occo das mit Verbesserungen versehene und als Druckvorlage vorgesehene Exemplar des Druckes von 1552 mit dem neuen Kommentar zurückgesandt hat, mit dem Wunsch, Pletho möge die Welt in ihrer Zerstrittenheit mit seinen Tugenden erfüllen, was allerdings leichter zu wünschen als zu erhoffen sei, da man mit solchen Bemühungen in der Gegenwart nur als verrückt ausgelacht werde. Nur denen nütze Occos Medizin und Plethos Lehre, die ihre geistigen und körperlichen Fehler erkennten. Für die habe er an der Ausgabe dieser kleinen Schriften gearbeitet (also nicht nur an der Plethos - er verrät sich somit hier als der "Sammler" Pernas), ihnen zu Gefallen. Keine geringe Freude habe ihm kürzlich die Lektüre des ersten Teils des Stobaeus bereitet mit den Lehrsätzen zur Naturlehre, vor allem da ihm die hier vorliegende Schrift und zwei Reden, die alle Staatsmänner wegen der Ähnlichkeit der Laster und der Zeiten lesen sollten, die eine an Kaiser Emanuel (II.: 1391-1425), die andere an dessen Sohn Theodorus, den Herrscher der Peloponnes, beigegeben seien (die erste Gesamtausgabe beider Bücher der Anthologie oder Eclogae des Stobaeus aus dem fünften Jahrhundert war gerade Ende Mai 1575 in Antwerpen bei Christoph Plantin erschienen, herausgegeben und übersetzt von Willem Canter, mit, im Anhang, den beiden Denkschriften und unserer Tugendschrift Plethos, alles nach einer Abschrift aus dem Besitz des Sambucus, die dieser noch vor der Sendung nach Antwerpen nach einer zweiten Handschrift aus der Bibliothek des Kardinals Sirleto verbessert und ergänzt hatte). Woraus ersichtlich werde, dass dieser Pletho vor der Eroberung der Stadt (Konstantinopel, 1453) in Würde gestanden sei und dem Vaterland in Gefahr nach bestem Vermögen habe beistehen wollen. Vergeblich, da es an der eigensüchtigen Verkommenheit seines Volkes zugrundegegangen sei. Möge Gott ihrer eigenen Zeit eine gesündere Einstellung schenken. Doch in den gegenwärtigen Gefahren genüge nicht die Schrift Plethos; der Geist müsse sich auch auf den Tod vorbereiten und hierfür als tapferen Begleiter den Cydonius holen, über den der Jurist Raphael Seiler, ihr zu früh verstorbener Mitbürger, etwas aus der Anthropologie des Raphael Volaterranus hervorgeholt habe, das hier an der betreffenden Stelle mitgeteilt werde (S. 551: hier zeigt sich Wolf nochmals als der Kommentator auch der andern neu hinzugekommenen Schriften; die Schrift des Demetrios Kydones, des Übersetzers von Schriften u.a. des Thomas von Aquin - wovon auch Raphael Volaterranus wusste - , Augustins, Anselms von Canterbury ins Byzantinische aus dem 14. Jahrhundert, der zeitweise in Mailand gelehrt habe, war nach dem Druck Oporins von 1553 nochmals 1559 in der Zürcher Orthodoxa-Sammlung, herausgegeben von Conrad Gesner, erschienen).

In der Folge weist Wolf darauf hin, dass es für ihn unwichtig sei, ob die Schrift nun ein Werk des Cydonius oder des Nemesius von Emesa sei (unter dessen Namen sie, wie wir in ihrer kurzen Vorrede auf S. 551 von Wolf erfahren, in einer Handschrift der Fugger überliefert sei), dass hingegen diese christlichen Philosophen sämtlichen heidnischen überlegen seien, was er ausführlich in seinem Kommentar zu den Tusculanen behandelt habe. Pletho und Cydonius seien eindeutig Christen gewesen, auch wenn sie Christus nirgends erwähnt hätten, sei es, dass sie das nicht für nötig gehalten hätten, sei es, dass in jenen Zeiten der Staats- und Kirchenrevolutionen nicht nur Barbaren sich unter die Christen gemischt, sondern auch Christen, die es nur dem Namen nach gewesen seien, in Wirklichkeit Epikureer und Heuchler, die die heilige Schrift verachtet hätten und ihrer eigenen Meinung gefolgt seien. Sogar in ihrer Gegenwart habe ja ein Mann mit grossem Namen, aber wenig Anerkennung im Leben nicht zu schreiben gezögert, er sei aus seinen Vernunftüberlegungen heraus gewohnt, sich wenig darum zu kümmern, was bloss behauptet werde (Pietro Pomponazzi, 1462-1524, dessen Schriften gesammelt gerade 1567 in Basel bei Heinrich Petri erschienen waren?). Auf deren Auffassungsgabe (um mehr Menschen im Leben zu nützen) sei die Schrift zumindest mehrheitlich ausgerichtet - doch wenn man Plato, Aristoteles und Cicero lese, warum dann nicht Pletho und Cydonius? Jedenfalls habe er, der die heiligen Schriften seit vierzig Jahren lese, an der wiederholten Lektüre dieser beiden Freude gehabt und gelernt. Aber sie gehörten nun ja ihm. Bei Bedarf könne er sich noch mächtigere Schutzherren suchen (wobei Wolf wohl an die Fugger denkt, wie ja Occo diesen Neudruck auch den Brüdern Marcus, Johann und Jacob Fugger gewidmet hat). Worauf Wolf in Versen auf sein Alter von sechzig Jahren und seine schlechte Gesundheit zu sprechen kommt, und damit zum zweiten Teil der Sammlung, Schriften über das Sterben, überleitet. In einer kurzen Einleitung über den Autor kommt er stichwortartig auf dessen weitere Werke und seinen Stil zu sprechen, ausführlicher auf die beiden Denkschriften im Anhang des Stobaeus.

Wie dem Haupttext des ersten Teils über das richtige Leben drei kürzere Texte von Plato und Aristoteles (z. T. mit Übersetzung) vorausgeschickt waren, so bildet ein passender Auszug aus der Schrift des Nemesios von Emesa über die Natur des Menschen (auch hier: frühchristlicher Neuplatonismus) in der Übersetzung des Nicasius Ellebodius (die griechische Erstausgabe mit der Übersetzung von Nicaise Ellebaudt war 1565 in Antwerpen bei Christoph Plantin erschienen) und eine kleine Schrift des Simon Grynaeus über die Tugenden - Beigabe des Basler Druckers? - dessen Ausklang. Der ersten Schrift des zweiten Teils der Sammlung, über das richtige Sterben, dem auch damals schon als Werk Platos umstrittenen Dialog "Axiochos oder über den Tod" mit "anonymer" Übersetzung und am 5. Oktober 1576 abgeschlossenen "anonymen" Annotationes, hat der "Anonymus" Wolf wieder eine kurze Widmung an Occo von Augsburg, 4. Oktober 1576, voranstellen lassen: Gleichgültig wessen Werk der Axiochos nun sei, habe er ihn wegen der Ähnlichkeit seines Inhalts und der Verschiedenheit der Gedanken den vorangehenden Werken beigefügt, ohne Sorgen um die fünf bestehenden Übersetzungen, die jeder mit dem griechischen Original und seinem Versuch vergleichen und verbessern dürfe. Er pflege auf die Richtigkeit des Sinns zu achten, weder hinzuzufügen noch wegzunehmen noch zu ändern, die Wörterzahl möglichst einzuhalten, wo nötig aber den Sinn zu wahren. Schwulst und ellenlanges Geschwätz überlasse er andern.

Zur Schrift "des Demetrios Kydonios oder Nemesios von Emesa" über die Todesverachtung mit der Übersetzung Seilers lässt Wolf nur, nach kleineren Gedichten u.a. auch "des Anonymus", eine kurze Notiz über die zwei Zuschreibungen, die Tätigkeit des Cydonius in Mailand, seine Thomasübersetzungen in der Vaticana und die Handschrift mit der Zuschreibung an Nemesius in der Fuggerschen Bibliothek den "anonymen" Annotationes vorausgehen. Wichtig sei nicht die Person des Autors, sondern der Inhalt der Schrift.

Auch bei seiner Arbeit für die Ausgabe des Hermes Trismegistos von 1559 hatte Wolf von Heinrich Petri verlangt, anonym bleiben zu dürfen.

Unser Exemplar i f 709 Nr. 1, eine Neuerwerbung von 1955, hat Hieronymus Wolf Adolf Occo geschenkt (vgl. oben).

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: Fe VI 41:2

Illustrationen

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Titelseite

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Vorrede und Widmung von Raphael Seiler an seine Söhne Sigismund, Friedrich und Karl.

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Anfang der "Oratio" des Demetrios Kydones.

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Anfang des Textes von Hermias.

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Kolophon