GG 173

Homeri quae extant omnia Ilias, Odyssea, Batrachomyomachia, Hymni, Poematia aliquot Cum Latina versione omnium quae circumferuntur emendatiss. aliquot locis iam castgiore Perpetuis item iustisque in Iliada & Odyszeam Io. Spondani Mauleonensis Commentariis Pindari quinetiam Thebani Epitome Iliados Latinis versib. & Daretis Phrygij de bello Troiano libri, a Corn. Nepote eleganter latino versi carmine... Basel: Eusebius Episcopius in der Officina Hervagiana 1583. Fol.

1551 und 1553 war Brylingers Homer mit einer wörtlichen lateinischen Übersetzung, wohl von Heinrich Pantaleon, erschienen (GG 170), 1558 eine griechische Ausgabe mit dem Kommentar des Eustathius bei Froben, 1557 ein Nachdruck seiner Ausgabe von 1541 bei Herwagen, 1561 (GG 171) - mit der Einarbeitung der Genfer Ausgabe von 1560 durch Castellio - 1567 (GG 172) und 1582 nochmals Ausgaben bei Brylinger bzw. seinen Erben. Da erscheint 1583 eine wiederum neuartig kommentierte Homerausgabe in Basel, bei Eusebius Episcopius als Nachfolger der Herwagen. Kommentator und Herausgeber ist der seit April in Basel weilende junge Hugenotte Jean de la Sponde (Spondanus), der sich in diesem Monat auch an der Universität immatrikuliert und schon 1582 an Theodor Zwingers Ausgabe der Politik des Aristoteles (GG 129) mitgewirkt hat. Gewidmet hat er seine Ausgabe aus Basileae Rauracorum am 12. Juni 1583 seinem Herrn, König Heinrich III. von Navarra, dem späteren Heinrich IV. von Frankreich. Der Widmung hat Spondanus noch ein griechisches und ein lateinisches Epigramm an den König, der Drucker einen Brief des Spondanus an ihn vom 1. Februar 1583 folgen lassen. 

Er widme ihm das Werk, beginnt er, aus einer Verpflichtung für seine Ausbildung heraus und als eines Königs, der seine Universität im Béarn zur Blüte bringe, nicht unwürdig. Zudem finde Seine Majestät in den beiden Bänden Homers nichts, was seinen Kriegs- und seinen Friedensgeschäften fremd sei. Seine Hofleute dürften, da ihnen Studien wie die seinen verächtlich schienen, ihn von ihm fernzuhalten suchen. Doch Homer sei geradezu eine Zierde für einen König, dessen Höchstes Tapferkeit und Klugheit seien. Ein Spiegel der Tapferkeit sei die Ilias, ausser ihm finde er keinen in allen Jahrhunderten wie Achilles. Dazu kämen all die andern Helden. Wenn er im Kriege auch nur ein wenig Zeit zur Lektüre finde, ermutige ihn diese. Keineswegs dem Ernst und den Pflichten der Königlichen Majestät fremd, werde er ihm die Kriegstrompete blasen. Doch er müsste ein homerisches Schreibrohr haben, wenn er die Würde Homers gebührend beschreiben wolle. Er wolle nur auf die Quellen hinweisen, aus denen Seine Majestät, wenn sie wolle, schöpfen könne, was seine Jugend nicht auszusprechen vermöge. Was die Klugheit betreffe, die eine königliche Tugend sei, so finde sie sich überall in der Ilias, ganz besonders aber in der Odyssee. Alexander der Grosse habe die ganze Ilias und den grössten Teil der Odyssee auswendig gewusst, und laut dem Geographen (Strabo) habe er die Ilias sogar selber verbessert. Er habe Homer für die einzige königliche Dichtung gehalten und die Ilias immer mit dem Dolch unter dem Kissen gehabt. Einen solchen Autor widme er ihm. Er habe einige eigene Kommentare beigefügt, die für sich genommen unbedeutend seien, doch in langer sorgfältiger Arbeit nach bestem Vermögen verfasst. Und zwar habe er als erster in dieser Art beide Werke Homers mit einem fortlaufenden Kommentar versehen, und entgegen der allgemeinen Sitte der Kommentatoren dieses Dichters, die sich mit der Erklärung der Wörter beschäftigten, habe er vor allem die beachtenswerten Sachen behandelt, wodurch er einiges über sie hinaus habe bieten können, wenn die Reife des Urteils und die Sacherfahrung, die nur in langer Zeit erworben werde, seinem jugendlichen Eifer beigestanden hätten.

Aus seinem Brief an Episcopius erfahren wir, dass Theodor Zwinger ihn dem Drucker, wohl aus der Zusammenarbeit bei der Politik des Aristoteles heraus, empfohlen hat: Er freue sich, in ihm, der auf Empfehlung des Herrn Zwinger (Theodor Zwinger, zu dessen Kommentar der Politik des Aristoteles er 1582 Pythagoreerfragmente beigetragen hatte) in seinem Eifer, die Literatur und Wissenschaft zu fördern, den Druck seines Homer mit seinem Kommentar auf sich genommen habe, einen Drucker gefunden zu haben, der nicht oberflächlich, sondern gewissenhaftest die ihm anvertrauten Bücher drucke. Wenn doch sein Jugendwerk dessen würdig wäre! Doch wie zuweilen auch schlechte Dichter anzuhören seien, so zuweilen auch schlechte Bücher zu drucken, zumal, laut Plinius, auch aus ihnen manchmal etwas gewonnen werden könne. Er möge also eine kleine Weile Gewichtigeres für dieses Jugendwerk aufschieben. Fleiss der Arbeiter und Gewissenhaftigkeit der Korrektoren verlange er nicht, das liege ihm ohnehin am Herzen. Wie er wisse, bereite er gegenwärtig Grösseres für ihn vor, wozu dies nur eine Art Vorspiel sei, was nicht heissen solle, dass es nichts wert sei. Bei genauem Hinsehen erweise es sich als neuartig und sei darum vielleicht umso willkommener. Daher sollten ihn nicht Geld und Arbeit, ihn selber nicht sein Schweiss reuen. Diesem Geleitbrief an den Drucker folgen fast 28 Seiten Prolegomena, eingeteilt in die Kapitel De poetica (17 Seiten), De origene et dignitate poetica (4 S.), De Homero (7 S.) sowie u.a. Epigramme eines Th. B. V., von François Hotman, Theodor Zwinger und Petrus de Ponte auf Spondanus und seinen Homer sowie eine Bitte des Autors um Entschuldigung, dass man nach dem Druckabschluss die Druckfehler nicht notiert habe.

Das Basler Exemplar B c I 73 hat Spondanus als Zeichen seiner Verehrung dem hochberühmten Rechtsgelehrten Amerbach (Basilius Amerbach) geschenkt.

Ein Nachdruck dieser Ausgabe ist 1606 bei Sebastian Henricpetri erschienen, mit zusätzlicher Widmung des Druckers an den nunmehrigen König Heinrich IV. von Frankreich. Das Basler Exemplar B c I 74 aus Besitz Remigius Faeschs enthält auf dem vorderen Schutzblatt ein Gedicht in homerischen Hexametern auf Homer aus der Feder des Basler Juristen Sebastian Faesch (1647-1712), einem Neffen Remigius Faeschs, der 1678 in Padua bei seiner Aufnahme in die Akademie der Ricovrati eine Lobrede in griechischen und lateinischen Versen gehalten haben soll, die gedruckt worden sein soll.

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: Bc I 73 | Bc I 74

Illustrationen

Buchseite

Exemplar Bc I 73: Titelseite mit der Druckermarke von Johannes Herwagen und der Widmungsnotiz "Clarissimo Ic.to D. Amerbachio observantiae testimonio Spondanus D.D".

Buchseite

2alphar: Vorrede des Jean de la Sponde (Spondanus) an König Heinrich III. von Navarra, dem späteren Heinrich IV. von Frankreich, Basileae Rauracorum, 12. Juni 1583, 1. Seite.

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2alphav: Vorrede des Jean de la Sponde, 2. Seite.

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3alphar: Vorrede des Jean de la Sponde, 3. Seite.

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3alphav: Vorrede des Jean de la Sponde, 4. Seite.

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4alphav: Brief des Jean de la Sponde (Spondanus) an Episcopius, Basel, 1. Februar 1583.

Buchseite

1ar: Beginn der griechisch-lateinischen Ilias.

Buchseite

Titelseite der Odyssee.

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1aar: Beginn der griechisch-lateinischen Odyssee.

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LL6r: Kolophon

Buchseite

Exemplar Bc I 74: Vorderseite des Vorsatzblattes mit handschriftlichem Gedicht auf Homer von Sebastian Faesch.

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Titelseite mit der Druckermarke von Sebastian Henricpetri.

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2alphar: Widmung Sebastian Henricpetris an Heinrich IV. von Frankreich, Basel, 19. März 1606, 1. Seite.

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2alphav: Widmung Sebastian Henricpetris, 2. Seite.

Buchseite

2ar: Beginn der griechisch-lateinischen Ilias.

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Titelseite der Odyssee.

Buchseite

1Aar: Beginn der griechisch-lateinischen Odyssee.

Buchseite

LL6r: Kolophon

Buchseite

LL6v: Druckermarke von Sebastian Henricpetri.