GG 239

Flavii Iosephi Antiquitatum Iudaicarum libri XX, adiecta in fine appendicis loco Vita Iosephi per ipsum conscripta, a Sigismundo Gelenio noviter iam conversi. De bello Iudaico libri VII, ex collatione Graecorum codicum per Sig. Gelenium castigati. Contra Apionem libri II pro corruptissimis antea, iam ex Graeco itidem non solum emendati, sed etiam suppleti, opera eiusdem Gelenij. De imperio rationis, sive de Machabaeis liber unus, a Des. Erasmo Roterodamo recognitus... Basel: Hieronymus Froben und Nicolaus Episcopius August 1548. Fol.

Nach einem blossen Nachdruck der von Sigismund Gelenius besorgten Ausgabe der verbesserten und ergänzten alten Übersetzung von 1534 (GG 237) im Jahre 1540 erscheint hier acht Jahre später eine völlig neue Übersetzung der Schriften des Josephus, aus der Feder des Gelenius selber. Gewidmet hat er die Übersetzung dem Augsburger Patrizier, Kaufherrn und Bibliophilen Johann Jacob Fugger (1516-1575), den ihm sein Freund (seit den zwanziger Jahren) Ludwig Carinus, nun Erzieher der Kinder Fuggers, vorgeschlagen hatte, am 1. August 1548: Da alle Erziehung sowohl der einzelnen Menschen wie der Völker, wie Fugger wisse, aus Lehren und Beispielen bestehe, seien sich alle Weisen einig, dass beides am besten den heiligen Schriften zu entnehmen sei. Diesen zu folgen sei umso sicherer, als die göttlichen Vorhersagen (oracula) bestimmter seien als die menschlichen Ansichten, die mit ihren aufwendigen Umschweifen nichts anderes zeigten, als dass zwar die besten, doch nur mit menschlicher Weisheit ausgestatteten Männer das versucht hätten, was nur die zuwege brächten, denen göttliche Hilfe zuteil werde, ohne die man weder selber auf den Weg des Heils gelange noch ihn andern weisen könne. Und obwohl diese beiden Wege vereint vollkommener seien, wie aus den heiligen Schriften ersichtlich werde, in denen einerseits Zusammenfassungen des Gesetzes, zuerst durch den Schöpfer im Herzen der Menschen, dann, beim Schwinden der Erinnerung, durch Moses wieder bekannt gemacht, anderseits die privaten und öffentlichen Taten gottgeliebter Männer dargestellt würden, würden sie doch auch getrennt behandelt. Denn vor der Erleuchtung durch den Heiland hätten kluge Männer, die sich Philosophen genannt hätten, die Wahrheit wie in der Finsternis zu ertasten sich bemüht und Lebenslehren zu vermitteln gesucht, die zum Glück hätten führen sollen. Andere hätten die Taten der Könige und Völker niedergeschrieben, woraus man zahlreiche Beispiele entnehmen könne. Deren Lektüre gelte für überaus nützlich und sie wären es auch, wenn sie die Wahrheit gefunden hätten. Heute sei man darin glücklicher, da einem die heiligen Schriften hinlänglich zeigten, was jenen nicht habe zuteil werden können; deren Lektüre sei nicht nur nützlich, sondern auch notwendig. Den grössten Nutzen böten die Geschichtswerke, die auf angenehme Weise zur Selbsterkenntnis einlüden, doch müsse man eine Auswahl treffen. Es gebe solche, die nur spielerisch unterhielten, wie Heliodor, Philostrat, unter den älteren Herodot (den Camerarius gerade gegen solche Vorwürfe verteidigt hat) und Ktesias, in dem man allerdings nur elegante Lügen finde. Gelehrter seien diejenigen, die der Philosophie nahe stünden, obwohl die epikureischen und peripatetischen Historiker mit ihren Glaubenslehren viel Unnützes vermitteln; denn was könne man schon Gutes erwarten, wo die Unsterblichkeit der Seelen und die göttliche Vorsehung geleugnet würden. Sie erzählten von weitläufigen, aber nicht grossen Geistern wie Xerxes, Alexander, Caesar. Mehr Ertrag brächten die Akademiker und Stoiker, die die Geschichte vor allem des alten römischen Volkes überliefert hätten, wie Plutarch, Dionys (dessen Übersetzung Gelenius ein Jahr später folgen lässt [GG 249]), Xenophon, Polybius und einige Lateiner. Doch weitaus am nützlichsten, und nicht nur unterhaltsam, sei die heilige Geschichte wegen ihrer Berühmtheit und vor allem ihrer Wahrheit. Josephus habe sie kurz zusammengefasst und bis in seine Zeit fortgesetzt, der beste Kenner der eigenen Überlieferung und im Studium der fremden Philo (den Gelenius 1554 dann noch neu herausgibt [GG 109]) gleich, von kraftvollem Stil, der nicht weniger einem Philosophen als einem Historiker anstünde. Man brauche ihn nicht erst zu empfehlen, er beschreibe sein Leben schlicht selber, das in dieser Ausgabe zuerst lateinisch gelesen werden könne (worauf ja auch schon im Titel besonders hingewiesen wird). Seine Schriften sollten laut Titel von Rufinus übersetzt sein, doch habe es ihn nie überzeugt, dass die Jüdischen Altertümer von ihm übersetzt seien (ebenso wenig wie 1524 Beatus Rhenanus [GG 236]). Sie zeigten nicht den in beiden Sprachen erfahrenen Übersetzer, als der Rufinus in seiner Zeit gegolten habe, und wichen im Stil vom Jüdischen Krieg ab. Diese Altertümer seien unlängst in der Officina Frobeniana erschienen, zusammengeflickt aus zwei verstümmelten Handschriften aus entgegengesetzten Himmelsrichtungen (Gelenius und die Drucker sprechen davon in dieser Ausgabe von 1534 [GG 237]): durch einen glücklichen Zufall hätten sie immerhin vorzüglich gegenseitig ihre Lücken ergänzt. Doch bald hätten Leute eine neue lateinische Übersetzung verlangt und Freunde hätten erreicht, dass er, da er sich schon damit beschäftigt habe, hier sein Gesellenstück als Übersetzer biete (schliesslich war inzwischen 1544 der griechische Erstdruck in der selben Offizin erschienen [GG 238]). Beim Übersetzen habe er nicht nur viele verderbte Stellen, sondern auch grössere Lücken im lateinischen Text gefunden (was im übrigen zeigt, dass er nicht unabhängig von der alten Übersetzung gearbeitet, sondern diese stets verglichen hat), so zum Beispiel habe im 16. Buch der Altertümer Kapitel 7 nach den bekannten Ausgaben, nach der von ihm befolgten Zählung der Griechen Kapitel 11, eine ganze Seite gefehlt. Er habe alles getreu wiederzugeben getrachtet, verständlicher, aber dennoch nicht kunstloser. Und bei diesem Wagnis habe er sich nach einem Schutzpatron gegen allerlei Beurteilungen umgesehen und sei da auf ihn aus der Familie der Fugger gestossen, der Gott Tugend und Wohlergehen geschenkt habe, einen Verwandten höchst gebildeter Patrone wie kürzlich Raymunds (der 1535 gestorbene Kunstsammler, Vater Johann Jacob Fuggers), jetzt dessen Bruders Anton (1493-1560), des Freundes seines einstigen Patrons Erasmus. So könne ein schon weithin bekannter Autor unter dem Schirm eines bei allen Völkern bekannten, ja berühmten Mannes erscheinen. Zwar sei er ihm unbekannt, doch hätten sich schon viele auf diese Weise bekannt machen können, und zudem habe ihn sein alter Freund Ludwig Carinus, der verdiente Gelehrte und Erzieher seiner Kinder, dazu ermuntert und ihn ihm geschildert.

Das Basler Exemplar F Q I 7 hat Bonifacius Amerbach von Hieronymus Froben als Geschenk erhalten.

Schon 1559 ist ein seitengleicher Nachdruck dieser Übersetzung in der selben Offizin erschienen (das Basler Exemplar F Q I 101 ist Neuerwerbung von 1946 und hat 1563 dem Zürcher Johann Fries, 1564 Johann Fries junior gehört, dann einem Gerbert), 1567 in der Officina Frobeniana, die nun von den Brüdern Ambrosius und Aurelius Froben geführt wird, ein Neudruck, für den die Werke nach Angabe der Drucker teils anhand des griechischen Originals durchgesehen und verbessert, teils neu übersetzt und mit Marginalien kommentiert worden sind (F Q I 8: Ex libris Bibliothecae Academiae Basiliensis), schliesslich eine letzte Ausgabe dieser Offizin mit nochmals bereicherten Marginalien und einer marginal notierten Chronologia, d.h. Jahresangaben am Rand der Texte (E B III 2, bezeichnenderweise nicht zur Religionsgeschichte, sondern zur Geschichte signiert; aus Besitz Remigius Faeschs).

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: EB III 2 | FQ I 7 | FQ I 8 | FQ I 101

Illustrationen

Buchseite

Exemplar FQ I 7: Titelseite mit der Druckermarke von Hieronymus Froben und dem Besitzervermerk "Bonifacij Amerbachij Basilien. d. Hieron. Froben".

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2*r: Vorrede des Sigismund Gelenius an den Augsburger Patrizier, Kaufherrn und Bibliophilen Johann Jacob Fugger 1. August 1548:, 1. Seite.

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2*v: Vorrede des Sigismund Gelenius, 2. Seite.

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3*r: Vorrede des Sigismund Gelenius, 3. Seite.

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1ar: Beginn von Josephus' "Antiquitates Iudaicae" in lateinischer Übersetzung.

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4Hhhr: Kolophon

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4Hhhv: Druckermarke von Hieronymus Froben.

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Exemplar FQ I 8: Titelseite mit der Druckermarke von Ambrosius und Aurelius Froben.

Buchseite

1ar: Beginn von Josephus' "Antiquitates Iudaicae" in lateinischer Übersetzung.

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6IIr: Kolophon

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6IIv: Druckermarke von Ambrosius und Aurelius Froben.

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Exemplar EB III 2: Titelseite mit der Druckermarke der Offizin Froben.

Buchseite

1ar: Beginn von Josephus' "Antiquitates Iudaicae" in lateinischer Übersetzung.