GG 244
Diodori Siculi Bibliothecae historicae, hoc est Rerum antiquarum, a Graecis, Romanis, Barbaris, praecipueque Philippo & Alexandro Macedoniae regibus gestarum libri XVII, summo studio partim longe emendatius quam antea, partim nunc primum in lucem editi. His adiecimus, Dictys Cretensis, et Daretis Phrygij De Troiano bello historiam, quo temporum ordo, ac series rerum, ut quaeque sunt gestae, conservaretur ... Basel: Heinrich Petri März 1548. Fol.
War in Petris erstem Druck der lateinischen Übersetzung der Geschichte Diodors von 1531 (GG 242) kein Herausgeber genannt und stammte die Vorrede von Petri selber, so hat die Herausgabe des zweiten im Jahre 1548 - neun Jahre nach dem griechischen Erstdruck bei Oporin (GG 243) - der junge Basler Professor des Griechischen und der Logik, seit 1546 auch Student der Theologie, der Schwiegersohn Petris Marcus Hopper besorgt. Er hat die Ausgabe am 27. Februar 1548 dem Augsburger Patrizier Johann Lucas Welser gewidmet, der, 1531 geboren, seine Studien in Basel begonnen zu haben scheint, wo er sich 1546/47 - da Hopper Professor für Griechisch war - vor weiteren Studien in Tübingen immatrikuliert hat. In der Widmung, die ein paar Zeilen höchst interessanter Humanismusgeschichte aus erster Hand bietet, weist Hopper darauf hin, dass sein Lehrer Johannes Oporin - im Jahre 1533, da Hopper sich immatrikuliert hat, Dozent für Latein, 1538 dann für Griechisch, seit 1536 auch, in Gemeinschaft mit Thomas Platter, Balthasar Lasius und Robert Winter, später allein ausschliesslich als Buchdrucker tätig - den Text an vielen Stellen verbessert und Arnoldus Arlenius ihn um vieles vermehrt habe: Diodor habe, laut Suidas, in vierzig Büchern die Weltgeschichte umfasst, hieraus seien zuerst nur acht greifbar gewesen, und die nur lateinisch, sechs über die fabulöse Vorzeit in der Übersetzung Poggios, dessen Autorschaft einige für unwahrscheinlich hielten, und zwei spätere, nämlich Buch 16 und 17 über Alexander und Philipp von Makedonien in der Übersetzung des Angelus Cospus, obwohl einige meinten, sie sei von Bartholomaeus Cospus. Später seien griechisch ausser diesen beiden noch die Bücher 18-20 in der Offizin des höchst gebildeten (humanissimus) Robert Winter durch gute Leute herausgegeben worden. Eben diese Bücher hätte ihnen der berühmte Arnoldus Arlenius analog in seiner Übersetzung zum Druck geliefert - während die griechische Ausgabe in Basel bei einem neuen Drucker-Verleger erschienen war, belässt man den lateinischen Text somit offenbar bei der Offizin, die ihn schon einmal herausgegeben hat - wenn ihn nicht grosse und gewichtige Geschäfte von der Arbeit abgehalten hätten. Nun kämen schliesslich drei Bücher über verschiedene Völker zum Text der früheren Ausgabe hinzu (wahrlich kein geringer Zuwachs), das elfte, zwölfte und dreizehnte, die ihnen Arlenius übergeben habe, willens mehr zu geben, sobald es ihm möglich sei. Daraus könne er, Welser, ersehen, wieviel aus dieser Quelle der Geschichten nun greifbar sei und auf wieviel man weiter verzichten müsse. Möchten doch spätere Editoren ihren Ausgaben ebensoviel mit gleichem Ernst hinzufügen. Jeder, dem die wertvolle Literatur am Herzen liege, möge sich nach Kräften darum bemühen, denn er zweifle nicht, dass auch das Übrige, oder zumindest einige Fragmente dieses Autors irgendwo in Bibliotheken, auf Schäften oder unter Bänken unter Staub oder, schlimmer, den Motten zum Frass, griechisch oder lateinisch schlummerten. Wer sie vor dem Untergang rette, der werde mit Recht triumphieren, einen ersten Preis gefunden zu haben. Das solle ebenso für alle andern Autoren gelten, denen es gleich ergangen sei. Aber der Leser werde sich vielleicht wundern, weshalb man des Dictys und Dares Troia-Geschichten beigefügt habe. Die Überlegung sei folgende gewesen: Da jene sechs ersten Bücher Diodors die Geschichte vom Anfang der Welt bis zum Troianischen Krieg enthielten, seien ihnen, damit die Geschichte weiterliefe und damit sie gleichsam einen passenden Faden an den anderen knüpften, diese Autoren besonders entgegengekommen, dass sie sie auf den Rat von Gelehrten hin in diese Edition aufgenommen hätten. Und bei ihnen, die denselben Gegenstand auf verschiedene Weise behandelt hätten, werde es interessant sein (iucundum et utile), sie zur Erforschung des wirklich Geschehenen miteinander zu vergleichen. Hiermit habe er sowohl über diese wie über die vorangegangene Ausgabe Rechenschaft abgelegt. Ihm widme er die neue Ausgabe nicht so sehr seiner Bescheidenheit und seiner übrigen Tugenden wegen, die er wie alle seine Kommilitonen von ihrer gemeinsamen Zeit (an der Basler Universität; s.o.) bezeuge, als um andere wirksamer zum Studium der wertvollen Literatur, besonders der Geschichte, anzuspornen, wenn nicht nur Fachwissenschaftler, sondern auch Staatsmänner sich mit ihr befassten. Er möge sein Geschenk annehmen und mit dem Erwerb der Tugenden fortfahren.
Die Absicht von Herausgeber und Drucker, das fragmentarisch erhaltene Werk Diodors durch Dictys und Dares zu ergänzen, wird im Druck denn auch so umgesetzt, dass diese beiden Schriften nach dem "sechsten" Buch Diodors in dessen Werk eingeschoben sind.
War zwischen Petris Diodor-Ausgaben von 1531 (GG 242) und 1548 (GG 243) kein einziger anderweitiger Druck erschienen, so erschien bis zu seiner nächsten, wiederum vermehrten Ausgabe von 1559 (GG 246) immerhin ein einziger, in Lyon 1552, dem nun ebenfalls Dictys und Dares beigegeben wurden.
Ex libris Bibliothecae Academiae Basiliensis (zusammengebunden mit Dionysius Halicarnassensis, Antiquitatum Romanarum Libri X lat., Hier. Froben und Nic. Episcopius 1549 [GG 249]): C C II 10 Nr. 2
Bibliothekskatalog IDS
Signatur: CC II 10:2