GG 242

En damus Diodori Siculi Historici Graeci, Quae nunc quidem extare noscuntur opera, nempe De Illustrium Regum Philippi, & Alexandri ... praeclare factis, Barholomaeo Cospo Bononiensi interprete; De fabulosis Aegyptiorum gestis ... a Pogio Florentino latinitate donatos; Ioannis Monachi, ex libris historiarum suarum de vita Alexandri ab eodem Bartholomaeo versum ... Nunc denuo diligenter recognita, & a mendis quibus hactenus laborabant, studiose vindicata. Basel: Heinrich Petri August 1531. Fol.

Wie bei den meisten antiken griechischen Autoren ist auch bei dem Historiker Diodor aus Sizilien, der seine Universalgeschichte in vierzig Büchern mit mythischer Vorgeschichte, Geschichte der barbarischen Völker und synchron dargestellter griechischer und römischer Geschichte nach Forschungsreisen, dem Erlernen der lateinischen Sprache und Archivstudien im 1. Jahrhundert vor Christus verfasst hat, sein Werk, bzw. einige der erhaltenen Teile, in lateinischer Übersetzung längst vor dem griechischen Original gedruckt worden. Diese Teilübersetzung des berühmten Humanisten Poggio Bracciolini ist zum erstenmal 1472 in Bologna erschienen, danach bis 1496 viermal in Venedig, zu Anfang des 16. Jahrhunderts viermal in Paris, dort auch nochmals im selben Jahr wie unser Druck. Dieser ist somit der erste Vollständigkeit anstrebende Diodor-Druck im deutschen Sprachgebiet; zudem ist er aber sogar der weitaus umfassendste bis dahin überhaupt, denn er vereinigt als erster die bis dahin regelmässig allein gedruckte Übersetzung Poggios des ägyptischen Teils mit der erst einmal, 1516 in Wien, erschienenen Übersetzung der mazedonischen Partien der Geschichte Diodors durch den Bologneser Angelo Cospi. Der erste griechische Druck ist erst 1539 erschienen, in Basel bei Oporin (GG 243). Heinrich Petri ist, mit der Ausnahme dieses griechischen Drucks Oporins von 1539, mit seinen lateinischen und seinem deutschen Druck von 1531, 1548 (GG 244), 1559 (GG 246) und 1578 (GG 247) bzw. 1554 (GG 245) bis 1611 der einzige Diodor-Drucker im deutschen Sprachgebiet geblieben. Als Herausgeber vermuten wir hier 1531 Simon Grynaeus, den Herausgeber des Polybius von 1530.

Die Vorrede stammt, wie nicht selten, von Heinrich Petri selber: Bei der Planung sinnvoller Drucke für ihn, den Leser, sei ihm kein Autor so geeignet erschienen wie zwei alte berühmte Historiker, die für die private Lebensführung und für die Staatsführung mit ihrer Sachlichkeit und ihrem Reichtum an Details besonders nützlich seien. Dies suche man bei den Historikern. So habe er schon die Chronik des Eusebius von Caesarea, Polybius und Beda sorgfältig gedruckt, und sie seien gut aufgenommen worden. So bringe er nun den Diodor, im Text verbessert, der von vielen empfohlen werde. Zum griechischen Original könne er sich nicht äussern, da in Deutschland leider kein Text vorhanden sei, doch sei die Übersetzung mit ihrem nützlichen Reichtum und ihrer nützlichen Kürze leserfreundlich. Dann würdigt er die Übersetzer der ersten beiden Teile, den Bologneser Bartholomaeus Cospus und den Florentiner Poggio, und die äusserst eleganten Übersetzungen der beiden. Beide Übersetzungen schätze er über alle Masse, in der Hoffnung, dass noch weitere Stücke Diodors zum Vorschein kämen.

Besonders schlechte Überlieferung habe der Druck (antitypum) des ägyptischen Teils geboten, obwohl die Übersetzung ja noch keineswegs weit zurückliege: voller Fehler, ohne irgendwelche Interpunktion. So müsse er gestehen, dass der Text nicht immer nach Wunsch habe instandgestellt werden können. Weiter habe man, kaum gegen den Willen des Autors, im ersten Teil die Regierungsjahre kapitelartig abgeteilt, die andern in Kapitel unterteilt. Eine lateinische Vita Diodors, wie man sie den Ausgaben von Autoren voranzustellen pflege, gebe es nicht, nur eine kurze Äusserung des Plinius. Dieser entsprechend, dass Diodor als erster bei den Griechen nicht habe kurzweilig unterhalten wollen, habe der nicht unberedte Autor dieser Vorrede dem Buch nicht einen feierlichen, sondern einen nüchtern nützlichen Titel gegeben. Mangels Vita weist Petri dann noch auf kurze Äusserungen der Suda (Suidas) und des Eusebius hin, schliesslich auf die ergänzenden Beigaben: das Leben Alexanders des Grossen "versam ex Io. Monacho", wie der Übersetzer Angelo (Bartolomeo) Cospi in seiner Widmung, oder "ex libris Historiarum Ioannis Monachi", wie Petri den Titel formuliert - es handelt sich um einen längeren Abschnitt aus der Chronik des Johannes Zonaras (gegen 1100 - nach 1160), der sich, Vorsteher der kaiserlichen Kanzlei in Byzanz, als Mönch in ein Kloster zurückgezogen hat und dort seine Weltchronik schrieb, in der Überlieferung daher auch als Johannes Monachus bezeichnet - und am Schluss noch "Biographien" von vier antiken Göttinnen "Ex libro decimo Bocatii" - nämlich aus Boccaccios (1313-1375) De claris mulieribus. - Die Alexandervita des Ioannes Monachus hatte man dem selben Druck entnehmen können, dem man auch die Diodor-Übersetzung Cospis entnommen haben dürfte, ihrem vermutlichen Erstdruck von Wien 1516. Unser Druck ist der erste, der sowohl die mazedonische Geschichte wie die ägyptische aus Diodor umfasst; die Boccaccio-Beigabe passt zwar inhaltlich durchaus; dennoch hat sie wohl in erster Linie zur Füllung der Lage dienen müssen.

C F III 12 Nr. 2

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: CF III 12:2

Illustrationen

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2ar: Vorrede Heinrich Petris an den Leser, Basel, 13. August 1531, 1. Seite.

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2av: Vorrede Heinrich Petris, 2. Seite.

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1Ar: Beginn von Diodors Bibliotheca historica in lateinischer Sprache.

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6Hhr: Kolophon

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6Hhv: Druckermarke von Heinrich Petri.