GG 356

Pauli Aeginetae Medicinae totius enchiridion, septem libris universam recte medendi rationem complectens, nuncque demum multo quam antea & emendatius, & forma artis huius studiosis commodiore in lucem editum. Albano Torino Vitodurensi interprete... Basel: Johannes Oporin März 1546. 8°.

1528 und 1534 war das Kompendium des Paulus von Aegina bei Aldus in Venedig, 1538 in Basel bei Andreas Cratander griechisch erschienen (GG 353), 1532 zum erstenmal lateinisch, in einer Übersetzung unseres Albanus Thorer bei Cratander und Bebel (GG 351) und einer Übersetzung des Johannes Guinterius in Paris, die 1534 in Paris und Köln und 1542 in Venedig nachgedruckt worden ist. 1538 war bei Balthasar Lasius in Basel eine von Thorer verbesserte und um das 1532 noch fehlende 6. Buch (Chirurgie) ergänzte Neuausgabe erschienen (GG 354), 1542 in Strassburg die Übersetzung des Guinterius, von diesem verbessert und kommentiert. Hier liegt die dritte, nach seinen Angaben nochmals verbesserte, Ausgabe des Torinus vor, nach dem Folio- und dem Quartdruck nun im wohlfeilen und leicht mittragbaren Oktavformat, worauf auch im Titel hingewiesen wird. Die Ausgabe hat auch eine neue Widmung erhalten. Diese, datiert von Mömpelgard (? Ex Monte Plusiaco: aus Montbéliard, wo er als Leibarzt des Herzogs Christoph von Württemberg weilte, hat Torinus in Briefen vom 2.11.1545 und vom 9.4.1546 an den Basler Rat seine Abwesenheit von der Universität gerechtfertigt), 31. März 1546, hat der ehemalige Basler Schüler des Paracelsus (1527) und Lehrer Vesals (1537), Leibarzt der Herzöge von Baden und Württemberg, dem Abt des Klosters St. Urban Sebastian Seemann (1492-1551) gewidmet, der nicht nur den Kreuzgang seines Klosters hat bauen lassen, sondern auch besonders für die Klosterschule und die zugehörigen Frauenklöster gesorgt hat, mit Glarean in Briefwechsel stand und eine Chronik des Klosters verfasst hat. Weder der zeitliche noch der örtliche Abstand, beginnt Thorer seine Widmung, weder private noch öffentliche, weder höfische noch herzogliche Tätigkeiten (die ihn unablässig hin und her rissen) könnten ihm seit seinem Besuch in St. Urban - vor fünf Jahren - die dankbare Erinnerung an ihn nehmen. Seine eleganten Briefe, seine reinen, gelehrten scharfsinnigen Gedichte hielten ihn ihm wie kein Apelles vor Augen. Er erinnere sich an seine klugen Gespräche. Er habe sich bemüht, ihn, der ihm der grösste Gelehrte der Zeit geschienen habe, an Gelehrsamkeit zu übertreffen. Ob er hingegen seine hohen Erwartungen erfülle oder enttäusche, müssten seine Werke zeigen. Unter seinem Schutz aber würde sein Werk einigen Glanz beim Leser gewinnen. Zudem sorge er als einer unter wenigen Äbten Deutschlands, wenn nicht als einziger, dafür, dass die seinen Kirchen geweihten Schätze nicht zerstreut, sondern zum heiligen Gebrauch zusammengehalten würden, scheue er keinen Aufwand für die geistliche und weltliche Bildung der Zöglinge in seinem Kloster, damit sie beim wachsenden Mangel an Priestern im Christenstaat nützen könnten. Überall stünden heute Kirchen ohne Priester, wenn ihnen nicht Diener Gottes aus den Klöstern gesandt würden. Er erkenne, dass die Klöster einst nicht mit grossem Aufwand errichtet worden seien, um darin Menschen zu mästen, sondern dass aus ihnen gebildete Männer dem Christenstaat nützten. Doch zum Autor: Paulus Aegineta habe in dieser Epitome alle wichtigen Fragen der Medizin vereinigt. Er lehre darin ihre sämtlichen Sparten handbuchartig klar gegliedert, und man könne daraus heute die sog. Praktik kurz lernen. Sie sei eine Art Blütenlese aus den besten alten Ärzten. Aus der eigenen Praxis habe er nur wenig hinzugefügt, wie er selber in seiner Vorrede bezeuge. Avicenna, der beste arabische Arzt, sei, speziell in der Chirurgie, ihm gefolgt. Nicht zu Unrecht werde er auch Nachahmer Galens genannt. Einige hielten ihn für älter, andere für einen Zeitgenossen des Aetius. Er habe ihn einst als erster (1532, s. oben) in Eile lateinisch und nach einer einzigen sehr fehlerhaften Vorlage übersetzt. Jetzt habe er ihn sorgfältiger nach besseren griechischen Vorlagen wiederhergestellt. Mit einigem sei er auch jetzt noch nicht zufrieden. Er werde sich nicht scheuen, wenn er dazu etwas erfahre, sei es durch nochmalige Überlegung, bessere Vorlagen oder Hinweise von Freunden, sich zu korrigieren. Wenn einer ihm zuvorkomme, ihn verbessere, eine bessere Übersetzung bringe, werde er ihm dankbar sein. Er preise die Sorgfalt und bewundere den Erfolg derer, die in ihren Werken der Tadelsucht keine Angriffsflächen böten. Er wage das von den seinen nicht zu versprechen, besonders in dieser Zeit, die vor allen tadelsüchtig sei. So vertraue er das Werk seinem Schutz an. Schon im März 1551 erschien diese Ausgabe nochmals bei Oporin.

Exemplar aus Besitz des Strassburger Arztes Sebald Havenreuter (Besitzereintrag beim Beschneiden für den heutigen Einband - etwa um 1800 - verstümmelt): L e V 34

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: Le V 34

Illustrationen

Buchseite

Titelseite

Buchseite

2alphar: Vorrede des Übersetzers Albanus Torinus, mit Widmung vom 31. März 1546 an Sebastian Seemann, Abt des Klosters St. Urban.

Buchseite

2alphav/3alphar: Vorrede, 2. und 3. Seite.

Buchseite

3alphav/4alphar: Vorrede, 4. und 5. Seite.

Buchseite

4alphav/5alphar: Vorrede, 6. und 7. Seite.

Buchseite

5alphav/6alphar: Vorrede, 8. und 9. Seite.

Buchseite

6alphav/7alphar: Beginn der Schrift des Paulus Aegineta in lateinischer Übersetzung.

Buchseite

6Bbbr: Kolophon