GG 440
Epiphanii episcopi Cypri De prophetarum vita & interitu commentarius graecus, una cum interpretatione e regione Latina, Albano Torino interprete. Sophronii graece & Hieronymi latine libellus de vita Evangelistarum, cum scholijs Eras. Rot. Parabolae & miracula, quae a singulis Evangelistis narrantur, graecis versibus a Gregorio Nazianzeno conscripta, addita interpretatione latina. D. Hieronymi Scriptorum ecclesiasticorum vitae, per Sophronium e Latina lingua in graecam translatae, & scholijs per Eras. Rot. illustratae. Gennadii illustrium virorum catalogus, ob historiae cognitionem lectu non indignus. Basel: Andreas Cratander 1529. 4°.
Nicht nur die erste Gesamtübersetzung der - damals greifbaren - Schriften des aus Judäa stammenden Bischofs von Constantia auf Zypern (4. Jh.) und streitbaren Vorkämpfers der Orthodoxie Epiphanios und ihr erster griechischer Gesamtdruck erschienen in Basel (1543 [GG 441] bzw. 1544 [GG 442]), sondern auch der erste griechische und lateinische Druck überhaupt einer seiner Schriften, und auch diese Ausgabe und Übersetzung ist, wie die Übersetzung von 1543, das Werk eines Arztes. Der Dozent an der Basler Artistenfakultät seit 1524 Albanus Torinus (Thorer, aus Winterthur, 1489-1549/50, Anhänger der Reformation, 1536 Dozent der Medizin) hat sie gegen Abschluss seines Medizinstudiums (Promotion 1529) am 1. November 1528 dem Abt des Klosters St. Sulpice in Savoyen Pierre Mornieu gewidmet.
Die verständigeren unter den Übersetzern griechischer Autoren, beginnt er seine Widmung, würden ihre Proben mit leichteren und weniger gefährlichen Autoren bieten. Darauf würden Geisteskräfte und Redefertigkeit durch Zeit und Übung wachsen und sich Grösserem zuwenden. Daher habe auch er auf dem Weg dorthin eine verträgliche Reihenfolge gewählt und sich daran gemacht, die Schrift des zyprischen Bischofs Epiphanius über das Leben der Propheten lateinisch vorzulegen, dafür einige Stunden von seinen Studien, die er der griechischen Sprache, vor allem aber der Medizin widme, abzuzweigen (hiermit dürften schon griechische medizinische Schriften gemeint sein). Man habe ausserdem das Griechische parallel beigegeben, damit der Leser Versehen nicht dem Autor oder der heiligen Schrift anlaste, sondern allein ihm. Damit die studentische Jugend und fromme Geistliche Geschmack an der griechischen Sprache bekämen. Doch diese bemühten sich schändlicherweise darum, jene, die sie anlocken müssten, fernzuhalten. Diese Philobarbaren (statt Philologen) würden die göttliche Sprachenkenntnis und die höheren Wissenschaften abstechen und den besten Studien entgegenarbeiten. Die von ihm nebenbei übersetzte Schrift wage er aber nur in seinem Namen ausgehen zu lassen, auch wenn sie seiner nicht würdig sei. Die übliche Kritiksucht wüte gegen alle Gelehrsamkeit, ganz besonders gegen ihn als Anfänger (wenige Jahre später ist neben seinen Ausgaben und Übersetzungen antiker Medizin auch eine Theokritausgabe von ihm bei Cratander erschienen [GG 164]). So habe er sich, wie Teukros mit dem Schild des Aias, zu schützen gesucht. Er habe dem Epiphanius die lateinischen und griechischen Evangelistenleben des Hieronymus bzw. Sophronios und die Lebensbeschreibungen anderer Hagiographen beigegeben, damit der Leser in diesem einen Bändchen alle Kirchenbiographien des Alten und Neuen Testaments beisammen habe wie bei Sueton die berühmten Männer der heidnischen Literatur, und mit ihm die Verluste beklagen könne. Schliesslich die kleine Schrift des Gennadius über berühmte Männer, weder beredt noch gelehrt, doch wegen der Geschichte lesenswert (Gennadius von Marseille, um 500 n. Chr.). Diese Kataloge widme er ihm zum Dank für zahlreiche Wohltaten.
Die kleine Sammlung von Gedichten Gregors von Nazianz dürfte Torinus mit der lateinischen Übersetzung deren Ausgabe im Anhang an die Evangelicae historiae... continuata narratio des Ammonius Alexandrinus, Augsburg 1523, entnommen haben; die Kirchenschriftstellerviten des Hieronymus Vitae illustrium virorum, mit einer griechischen Übersetzung, die in der Nachfolge des Erasmus dem Sophronios von Bethlehem zugeschrieben wurde, heute aber, im Gegensatz zu andern Übersetzungen, als westliche Übersetzung frühestens des 7. Jahrhunderts gilt, der Kommentar (der zu den Evangelistenviten fehlt) und dessen Vorrede stammt aus der Basler Hieronymus-Ausgabe von 1516 (GG 17) (hier Bd. 1, Bl. 119-142); aus der selben Ausgabe (Bd. 2, Bl. 156-162) stammt der in der Tradition von Sueton - Hieronymus angelegte Katalog christlicher Autoren von Gennadius, dessen kurze Einleitung von Erasmus denn auch auf die Formulierung des Hinweises des Torinus in seiner Widmung eingewirkt hat. Schliesslich die Viten der vier Evangelisten: sie hat Torinus einem der Frobendrucke des Neuen Testaments des Erasmus (GG 16) (GG 380) entnehmen können.
B G IV 35 Nr. 1
Bibliothekskatalog IDS
Signatur: BG IV 35:1