Medienmitteilung, 14. März 2023

Ausstellung "Ein Pantheon auf Papier. Die universale Autographensammlung Karl Geigy-Hagenbach (1866-1949)"


Das Sammeln von Autographen herausragender Persönlichkeiten faszinierte ab dem Ende des 18. Jahrhundert zahlreiche Vertreter*innen des (gehobenen) Bürgertums. So auch Karl Geigy-Hagenbach, Spross der Basler Unternehmerfamilie Geigy, der eine der letzten universalen Autographenkollektionen des 20. Jahrhunderts aufbaute, die ihresgleichen sucht: Ob Leonardo da Vinci, Maria Stuart oder Ludwig van Beethoven – wohl alle Grössen der europäischen Herrschafts-, Geistes- und Kulturgeschichte seit 1500 sind mit einem eigenhändigen Schriftstück vertreten. Geigys spektakuläre Sammlung befindet sich grösstenteils in der Universitätsbibliothek Basel und steht nun nach 60 Jahren erstmals wieder im Zentrum einer Ausstellung. Das vielfältige Begleitprogramm spannt den Bogen in die Gegenwart und widmet sich unter anderem der bis heute anhaltenden Leidenschaft, eigenhändig geschriebene Zeugnisse von Prominenten zu sammeln.

Der Basler Industrielle Karl Geigy-Hagenbach war einer der letzten universalen Autographensammler. Seine Kollektion von rund 3000 Einzelstücken versammelte Briefe und andere handschriftliche Zeugnisse möglichst aller Berühmtheiten der neuzeitlichen Herrschafts-, Kirchen- und Geistesgeschichte. Für die Überlieferung des kulturellen Erbes hat das Handschriftensammeln eine kulturgeschichtliche Schlüsselstellung. Noch bevor wissenschaftliche Institutionen Autographen als Sammelobjekte systematisch erfassten, waren es passionierte Laien wie Geigy-Hagenbach, die für sich und die Nachwelt ein Universum aus eigenhändigen Schriftstücken zusammentrugen.

Die Ausstellung präsentiert die Geschichte und das postume Schicksal von Karl Geigy-Hagenbachs «geistiger Schatzkammer» (Stefan Zweig). Zudem werden firmengeschichtliche Aspekte (J. R. Geigy) beleuchtet, aus denen die ökonomischen Rahmenbedingungen für seine Sammelaktivitäten hervorgingen. Parallel rücken zentrale Facetten der modernen Autographenfaszination in den Fokus. Dazu zählen ihre Kommerzialisierung durch einen blühenden Auktionsmarkt, die Geschichte des Autographenfälschens sowie das Phänomen der Autogrammjägerei, das uns allen vertraut ist.

Die Digitalisierung zentraler Lebensbereiche verdrängt eigenhändige Schriftpraktiken zunehmend aus unserem Alltag. Die Wertigkeit von Autographen – und sei es in der ‹Schwundstufe› des Autogramms – wird dadurch jedoch keineswegs marginalisiert: Sie bewahren ihren exklusiven Status und erzielen höchste Auktionspreise. Parallel befördern gerade die Digital Humanities das Interesse an der Materialität handschriftlicher Originale, gestressten Digital Natives gilt das ‹Handlettering› als kreative Achtsamkeitsübung, und manche Autor*innen bemessen ihre literarische Prominenz an der Länge ihrer ‹Signierschlangen›. Wie sich der Typus des «ernsten Sammlers», den Geigy-Hagenbach trotz einiger Berührung mit dem Starkult seiner Zeit fraglos repräsentierte, in diesem weiten Feld von professioneller Autographenkunde, spekulativer Geldanlage und popkultureller Autogrammjägerei künftig behaupten wird, ist offen.

Kuratiert wurde die Ausstellung von Prof. Dr. Dieter Martin und Dr. Maximilian Bach (beide Universität Freiburg i. Br.), gestaltet hat sie Ranger Design Stuttgart. Ermöglicht haben die Ausstellung durch finanzielle Unterstützung die Eckenstein-Geigy-Stiftung, Prof. Dr. Hartmut Raguse, die Sulger-Stiftung sowie Nicole Voellmy-Geigy und Familie.

Kontakt und Information

Für Rückfragen
Prof. Dr. Dieter Martin
Universität Freiburg
Co-Kurator der Ausstellung
dieter.martin@cluttergermanistik.uni-freiburg.de
+49 761 203 32 87

Ausstellungsdauer

24. März 2023 bis 21. Juni 2023

Montag bis Freitag 8.00–20.00 Uhr
Samstag 10.00–17.00 Uhr

Universitätsbibliothek Basel, Schönbeinstrasse 18–20, 4056 Basel

Eintritt frei

Presserundgang

Donnerstag, 23. März 2023, 14 Uhr
Um Anmeldung wird gebeten: pr-ub@clutterunibas.ch

Bildmaterial