Der Basler «Edelstein» strahlt wieder

Ende 18. Jahrhundert erwarb die UB Basel das Manuskript einer spätmittelalterlichen Fabelsammlung. Nun wurde es restauriert, digitalisiert und wissenschaftlich neu untersucht.

Der «Edelstein» der Basler Universitätsbibliothek ist kein Mineral und kein Gestein, sondern ein Buch. Ein ausserordentlich prunkvolles Buch: ein etwa 600 Jahre altes Manuskript, kunstvoll auf Pergament geschrieben und gemalt. Die darin überlieferte Fabelsammlung trägt den Titel «Der Edelstein ». Sie wurde von einem Berner Dominikaner namens Ulrich Boner geschrieben. Der neu restaurierte Basler Band war bereits in seiner Zeit aussergewöhnlich und wurde wohl für einen reichen Adligen oder Patrizier angefertigt. Wer dieser Auftraggeber war, ist nicht bekannt.

Der Basler «Edelstein» (Signatur: AN III 17) in seiner ganzen Pracht.

Der Basler «Edelstein» (Signatur: AN III 17) in seiner ganzen Pracht.

Ende des 18. Jahrhunderts wurde der «Edelstein» aus dem Nachlass eines Basler Büchersammlers für die Universitätsbibliothek erworben. Seither wird er bei deren wertvollsten Schätzen aufbewahrt und ist nur im Sonderlesesaal unter Aufsicht einsehbar. In den letzten Jahren war allerdings selbst dies nicht möglich, da der Band aufgrund seines konservatorisch schlechten Zustands bei jeder Benutzung zusätzlich in Mitleidenschaft gezogen worden wäre. Forscher*innen mussten sich deswegen mit einer alten Mikrofiche-Edition begnügen, während das Original im Magazin sicher verwahrt wurde.

Angestossen durch das nachhaltige Interesse zweier Kunsthistorikerinnen wurde der Basler «Edelstein» nun wieder hervorgeholt. In Rücksprache mit den Fachwissenschaftlerinnen, zu deren Team sich bald noch eine Germanistin und ein Historiker gesellten, wurde der Band von einer externen Spezialistin restauriert, eng begleitet von einer Restauratorin und einer wissenschaftlichen Bibliothekarin der UB. Die materielle Substanz konnte soweit gesichert werden, dass eine Benutzung des Manuskripts seither wieder schadenfrei möglich ist. Durch einen Konservierungseinband lässt sich das vorher sperrige Buch problemlos öffnen und benutzen – die entsprechende Vorsicht, die bei der Handhabung eines derartigen Objekts geboten ist, vorausgesetzt.

Künftig wird das Manuskript auch Interessierten ausserhalb der Bibliothek zugänglich sein, denn im Anschluss an die Restaurierung wurde es im Digitalisierungszentrum der UB fachgerecht und sorgfältig digitalisiert. Damit können fortan hochaufgelöste Reproduktionen des «Edelsteins» bereitgestellt werden. Diese sollen, ebenso wie die neu erstellte wissenschaftliche Handschriftenbeschreibung, über die entsprechenden Plattformen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Zudem wird Anfang 2021 in der Reihe «Publikationen der Universitätsbibliothek Basel» ein eigens dem Basler «Edelstein» gewidmeter Band erscheinen. Er wird Beiträge der involvierten Fachwissenschaftler*innen, der beiden Restauratorinnen und der zuständigen Bibliothekarin enthalten. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit verhilft dem «Edelstein» damit zu neuem und hoffentlich langanhaltendem und weit scheinendem Glanz.

Text: Monika Studer; Bild: Jésus Duran

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