Umfassende Dokumentation zur Ethnologie in Basel
Meinhard Schuster hat die universitäre Ethnologie Basels in seiner 30-jährigen Wirkungszeit als Ordinarius (1970–2000) repräsentiert und geprägt. Sein reichhaltiges Archiv wird künftig in der UB Basel zugänglich sein.
Meinhard Schuster, 1992 in einem Ashanti-Dorf in Ghana, im Rahmen einer Feldforschungsübung des Ethnologischen Seminars der Universität Basel (Fotografin: Gisela Schuster). Meinhard Schuster wurde demonstriert, wie man sich in einem Kente-Tuch (ursprünglich das Kleidungsstück des Asantehene, des Königs) richtig kleidet (UB Basel, Nachlass Meinhard und Gisela Schuster).
Als herausragender Wissenschaftler und begeisternder Lehrer hat Meinhard Schuster zum Aufschwung des Fachs Ethnologie in Basel, der sich ganz direkt in einem starken Anstieg der Student*innenzahlen niederschlug, massgeblich beigetragen. Der familiäre Zusammenhalt am Ethnologischen Seminar blieb ihm dabei stets ein Anliegen. Obwohl Meinhard Schuster während seiner Amtszeit zahlreiche Forschungsreisen nach Papua-Neuguinea oder nach Afrika unternahm, engagierte er sich ebenso innerhalb der universitären Selbstverwaltung.
Nebst zahlreichen Publikationen oder betreuten Abschlussarbeiten seiner Student*innen und Doktorand*innen hat Meinhard Schuster ein grosses Archiv angelegt. Es umfasst mehrere Dutzend Laufmeter und hat in seiner Vollständigkeit Seltenheitswert. Es beinhaltet neben den Unterlagen zur universitären Lehre und Vortragstätigkeit vor allem Forschungsnotizen aus seiner Feldforschungsarbeit, eine umfassende Korrespondenz, Dokumentationen zu Projekten sowie Handakten aus vielfältigen Engagements. 2019 entschloss sich Meinhard Schuster, sein Archiv der UB Basel anzuvertrauen, nachdem für die Tondokumente (Berliner Phonogramm-Archiv), die Filme (Technische Informationsbibliothek Hannover) sowie für die Objekte und einen Grossteil der Bilder (Museum der Kulturen Basel) bereits Lösungen gefunden waren.
Es war Meinhard Schuster ein Anliegen, dass das Archiv im Gedenken an seine 2012 verstorbene Frau Gisela, die seine ethnologische Forschung massgeblich mitdokumentiert hat und ihn auf allen Reisen begleitete, als «Nachlass Meinhard und Gisela Schuster» bezeichnet werden sollte. Dieser wird nun seit knapp zwei Jahren in einer beispielhaften Kooperation bearbeitet: Mit Christian Kaufmann (ehemaliger Ozeanien-Kurator des Museums der Kulturen Basel) sowie Markus Schindlbeck (ehemaliger Kurator am Ethnologischen Museum Berlin) sorgen zwei enge Weggefährten mit ihrem Hintergrundwissen für eine kompetente Einordnung der Dokumente.
Meinhard Schuster selbst finanzierte grosszügig die Anstellung einer Ethnologin (Karin Janz), welche für eine fachgerechte Inventarisierung sorgt, während die Mitarbeiter*innen der UB Basel archivisches Know-how beisteuern. Meinhard Schuster hat die Arbeiten, die in seinem Wohnhaus vonstatten gingen und immer noch gehen, mit Interesse verfolgt und mit vielen Hinweisen unterstützt. Leider war es ihm nicht mehr vergönnt, den Abschluss der Arbeiten zu erleben. Am 4. März 2021 ist er im Alter von 90 Jahren verstorben. Indem er sein Archiv einer öffentlichen Institution übergeben hat, sorgte er vor, dass sein wissenschaftliches Werk erhalten und präsent bleibt.
Text: Lorenz Heiligensetzer
Bilder: UB Basel, Museum der Kulturen Basel