Vom Commodore PET zum Afrikaportal
Eine Gruppe von Fachreferent*innen entwickelt ein Dienstleistungsportfolio zur Unterstützung der Digital Humanities durch das wissenschaftliche Personal an Bibliotheken.
Obwohl vom Alter her nicht alle zu den Digital Natives gehören, so hatten doch alle Mitglieder der AG Digital Humanities einen frühen und engen Bezug zum Digitalen. So stand bei Alice
Spinnler schon in den frühen 1980er Jahren ein Commodore PET im Wohnzimmer, Johanna Schüpbach spielte auf dem Computer ihres Papas, bis sie von ihren Brüdern vertrieben wurde, und
Catrina Langenegger baut und pflegt in Aufbaustrategiespielen noch heute mittelalterliche Burgen mit schönen Gärten. Für die Digital Humanities wichtig sind allerdings vor allem die Computerkenntnisse, welche die Kolleg*innen während ihres Studiums oder ihrer Forschungstätigkeit vor Stellenantritt an der Bibliothek gewonnen haben.
Fragt man die Mitglieder der AG nach ihren Forschungsthemen, Abschlussoder Doktoratsarbeiten, so erkennt man auch gleich das sehr breite Spektrum der Digital Humanities: Der Kunsthistoriker Noah Regenass visualisierte historische Karten und kombinierte diese im interaktiven Merian-3D-Modell mit Bibliotheksbeständen und Quellentexten. Iris Lindenmann begleitete als wissenschaftliche Hilfskraft während ihres Studiums den Wandel von einer hybrid geplanten zu einer rein digitalen Umsetzung einer Musikedition. Catrina Langenegger studierte die Entwicklung von Flüchtlingslagern in der Schweiz im Zweiten Weltkrieg basierend auf statistischen Daten. Und die Anglistin Johanna Schüpbach bildete bereits im Studium in einem Forschungsseminar mit Begeisterung Shakespeare-Zitate im Projekt HyperHamlet ab. Alice Spinnler hingegen hat ihr Studium bereits vor dem Aufkommen der Digital Humanities abgeschlossen und sich dann erst später mit den Technologien rund um das semantische Web angefreundet. Als Fachreferentin für Ethnologie, Kulturanthropologie und Umweltwissenschaften ist sie Initiantin des Projekts Afrikaportal, welches das Ziel hat, Metadaten von Basler Afrikainstitutionen zu aggregieren und für die Öentlichkeit zugänglich zu machen.
Was aber ist das Ziel der AG Digital Humanities? Einerseits will die Gruppe ein vertieftes Verständnis für die Digital Humanities im Fachreferat erwirken. Hierfür organisierte sie im November eine (Online-)Tagung mit Redner*innen aus verschiedenen deutschsprachigen Universitäten und Universitätsbibliotheken. Andererseits ist sie damit beauftragt, ein Dienstleistungsportfolio zur Unterstützung von Digital Humanities durch das Fachreferat bzw. das wissenschaftlichen Personal an Bibliotheken zu entwickeln. Die Frage, ob sich Forscher*innen denn an die UB wenden, wenn sie Digital-Humanities-Anliegen haben, wurde unterschiedlich bewertet. Einerseits gibt es aktuell verschiedene Anfragen von den Departementen Linguistik, Informatik/Mathematik und Religion. Andererseits gibt Catrina Langenegger zu bedenken, dass sie, als sie damals ihre Doktorarbeit begann, auch nicht daran gedacht hätte, bei der Bibliothek anzuklopfen. Dieses Image will die AG Digital Humanities nun ändern: Gerade bei bibliotheksnahen Fragestellungen soll die UB aktiv Unterstützung bieten und damit langsam aber sicher ihre Reputation als DH-Unterstützerin an der Uni Basel auf- und ausbauen. Eine Sonderausgabe der Zeitschrift «027.7» berichtet über die Online-Tagung im November. «Digital Humanities und wissenschaftliche Bibliotheken».
Text: Alice Keller; Bild: Corinne Kramer