GG 464

Divi Iustini, Philosophi ac Martyris opera non ita pridem Graece edita, nuper vero Latine reddita, interprete Sigismundo Gelenio... Basel: Hieronymus Froben und Nicolaus Episcopius 1555. Fol.

1551 erschien als erster grösserer Druck von Schriften des römischen Märtyrers aus Flavia Neapolis (Sichem, heute Nablus) aus dem zweiten Jahrhundert, der von der platonischen Philosophie zum Christentum gelangt war, und von dem vor allem seine "Apologie für die Christen" und sein "Dialog mit dem Juden Tryphon" bekannt sind, die erste griechische Gesamtausgabe bei Robert Estienne in Paris nach einer Handschrift der königlichen Bibliothek. Vorausgegangen war einzig schon 1506 die kleine "Ermahnung an die Heiden" in lateinischer Ãœbersetzung des Giovanfrancesco Pico della Mirandola innerhalb der Strassburger Ausgabe von dessen Werken, in Basel nachgedruckt im Antidotum contra diversas omnium fere saeculorum haereses von Heinrich Petri im August 1528 (GG 435), dann 1550 im Mikropresbytikon (GG 436), 1555 in den Orthodoxographa (GG 437) und 1569 in den Monumenta sanctorum patrum orthodoxographa (GG 439) beim selben Drucker, nachdem sie 1539 als erster griechischer Justindruck in Paris erschienen war. Sogleich machte sich in Basel der Mitarbeiter der Officina Frobeniana und in seinen letzten Jahren auch Übersetzer vor allem historiographischer griechischer Werke ins Lateinische Sigismund Gelenius an ihre Übersetzung für die Offizin, hat diese aber durch seinen plötzlichen Tod im Frühjahr 1554 nicht mehr vollenden können. Schon 1554 erschien in Paris auch die erste Übersetzung in eine Volkssprache. So hat denn derjenige der beiden Drucker, der auch eher die Korrespondenzen der Offizin geführt hat, Episcopius, selber die Vorrede an den Leser verfasst, "aus seiner mit Froben gemeinsamen Buchdruckerei" (bibliographia) am 1. April 1555.

Wenn ihm auch nie die Bräuche der Menschen dieses schreibwütigen Jahrhunderts zugesagt hätten, beginnt der Drucker(!), in dem - mit dem Wort des Horaz - Gebildete und Ungebildete unaufhörlich Gedichte schrieben, und für ihn immer das Leben im Verborgenen mehr Gewicht gehabt habe als Iuvenals Aufforderung, etwas zu wagen, wenn man wer sein wolle, und er deshalb trachte, nicht durch etwas Geschriebenes seine Unberedtheit publik zu machen und sich dem Urteil anderer auszusetzen, so habe ihn der unzeitige Tod des Sigismund Gelenius, der diesen Autor auf lateinisch zu übersetzen begonnen gehabt habe, zum Schreiben getrieben, der nach Vollendung von mehr als der Hälfte von einer tödlichen Krankheit dahingerafft worden sei, um sich zu seinem übersetzten Justin zu begeben. Daher habe man einem andern, befreundeten griechisch- und lateinkundigen Gelehrten den Rest zu übersetzen gegeben, der nicht nur die letzten Bücher übersetzt habe, sondern auch viele Stellen in den vorangehenden, wo Gedichte zitiert seien, die Gelenius, um den Fluss seiner Übersetzung nicht aufzuhalten, übersprungen gehabt habe (um sie nach Abschluss des Buches, bei der Durchsicht vor der Veröffentlichung, ebenso sorgfältig durch Gedichte wiederzugeben), er nun allerdings mehr sinngemäss als in Gedichtform, obwohl selber ein hervorragender Dichter, während Gelenius immer in der Form des Originals übersetzt habe, auch in vielem andern hervorragend begabt, vor allem in der Wiederherstellung verderbter Stellen bei griechischen und lateinischen Autoren. Doch das sei bekannt. Vom Philosophen und Märtyrer Justin lasse sich kaum mehr sagen als sich bei Photius in seinen Tausend Büchern finde und Hieronymus im Katalog der Kirchenschriftsteller sowie Eusebius Pamphili und Nicephorus Callistus in ihrer Kirchengeschichte berichteten (die Synopsis Scripturae des Nicephorus war 1536 bei Johannes Bebel im Anhang an die Epigramme des Theodorus Prodromus erschienen [GG 458]), deren Zeugnisse hier folgten, mit Ausnahme der Anleihen des Suidas (Suda) und Volaterranus aus jenen. Er scheine ihm in den heiligen Schriften sehr beschlagen gewesen zu sein, was sich besonders im Gespräch mit dem Juden Tryphon zeige, in all den Zeugnissen, mit denen er Christus als den noch heute von den Juden erwarteten Heiland erweise. Dass er ausserdem Redner gewesen sei, lege die Tatsache nahe, dass er von Senat, Kaisern und Feldherrn für seinen Glauben Straffreiheit erwirkt habe. Dass er Philosoph gewesen sei, belege schliesslich sein Beiname. Wer der von Episcopius nicht genannte Übersetzer gewesen ist, ist uns nicht bekannt.

Neuerwerbung von 1939. 1631 hat das Werk, zusammengebunden mit dem Eucheriusdruck der selben Offizin von 1531, ein Pastor And. Aerts als Geschenk erhalten, danach ein Kaplan in Helden, Pastor in Dornenborg Arnoldus Aerts, am 26. August 1767 der Klassenerste der letzten Grammatikklasse, die zum Gradus Humanitatis führe, Robert Arnold van Henis aus Hasselt in der Schule von Hasselt als Preis: f a 54 Nr. 1.

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: fa 54:1

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Titelseite mit Besitzervermerken von Pastor And. Aerts (1631) und Arnoldus Aerts, Kaplan in Helden und Pastor in Dornenborg

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Vorrede des Druckers Nicolaus Episcopius an den Leser "aus seiner mit Froben gemeinsamen Buchdruckerei (bibliographia)", datiert vom 1. April 1555, 1. Seite

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Vorrede, 2. Seite

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Anfang der 'Epistula ad Zenam et Serenum'

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Druckermarke der Officina Frobeniana