Ziel dieses abteilungsübergreifenden Mengendigitalisierungsprojekts ist es, Drucke des 18. und 19. Jahrhunderts – d.h. aus dem urheberrechtsfreien, historischen Bestand der UB – von Google digitalisieren und die Digitalisate auf der Plattform Google Books publizieren zu lassen. Das Projekt ist seit 2023 in Umsetzung und wird in Kooperation mit der Universitätsbibliothek Bern, der Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern und der Zentralbibliothek Zürich durchgeführt.

Die UB als wissenschaftliches Informationszentrum der Universität Basel und als Kantonsbibliothek des Kantons Basel-Stadt hat den Auftrag, ihre Sammlung zu erweitern, erschliessen, erhalten und zugänglich zu machen. Durch die sogenannte Mengendigitalisierung, also Digitalisierung in grossem Umfang, fördert sie die Zugänglichkeit zu Wissen, gestaltet die digitale Transformation mit und achtet dabei auf eine sorgfältige Balance zwischen bestmöglichem Schutz der Bestände und niederschwelligem Zugang. Das Projekt Google Books Logistik ist damit ein Teil der vielfältigen Arbeiten an der UB, die zum Erreichen der strategischen Ziele 2022-2025 beitragen.

Die konkreten Arbeiten der UB im Projekt lassen sich wie folgt zusammenfassen: Die historischen Bücher werden von den Magaziner*innen ausgehoben, von den Konservator*innen-Restaurator*innen auf ihren Zustand kontrolliert und für Transport und Digitalisierung vorbereitet, in Transportwagen verpackt und monatlich mit dem LKW ins Google Scanzentrum transportiert, wo sie digitalisiert werden. Bei ihrer Rückkehr werden sie nachkontrolliert und zurück ins Magazin gestellt.

Um das Projekt reibungslos abzuwickeln, ist logistisches Geschick und auch etwas Kreativität gefragt. So arbeiten wir mit Farbencodes, um den Überblick zu behalten, und der Projektraum an der UB, der als Drehscheibe und Umschlagplatz für Bücher und Wagen fungiert, wurde «Olten» getauft, auch wenn er sich natürlich in Basel befindet.

Eckdaten

Projektdauer: 2023 - Mitte 2025 (Umsetzung)

Umfang: rund 140'000 Titel

Projektpartner: Universitätsbibliothek Bern, Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern, Zentralbibliothek Zürich, Google

Finanzierung: Public-Private-Partnership mit Google, zusätzlich Projektbudget durch die Universität Basel (Rektoratsbeschluss vom 21.01.2020)

Folgeprojekte: Google Books Forschung, Digitales Langzeitarchiv

Ähnliche Projekte: Zeitungsdigitalisierungsprojekt

So bunt wie die Einbände unserer historischen Bücher sind auch die Abläufe und Farbencodes, mit denen wir im Projekt arbeiten – dies kann man beispielsweise an den einzelnen Arbeitsschritten sehen.

Von der Wunschliste zu den Auftragszetteln

Anhand einer Liste von Drucken aus dem 18./19. Jahrhundert der UB hat Google zu Projektbeginn eine «Wunschliste» (die so genannte Candidate List) mit Büchern, an deren Digitalisierung sie interessiert sind, erstellt. Diese haben die Sammlungsverantwortlichen bearbeitet und entschieden, welche Bände für das Projekt in Frage kommen. Besonders wertvolle und alte Basler Drucke haben sie ausgenommen, da sie für die eigene Digitalisierung und andere Plattformen wie e-rara.ch vorgesehen sind. Für jeden Titel auf der fertigen Liste wurde in der Workflowdatenbank ein Auftragszettel generiert.

Icon Buch orange
Von den Auftragszetteln in «Olten» zu «orangen» Büchern in Basel

Die Auftragszettel werden nun laufend gedruckt, nach Standort sortiert und in «Olten», dem zentralen Projektraum, bereitgestellt. Von dort aus gehen die Magaziner*innen mit den Auftragszetteln in die verschiedenen Magazine, suchen die Bücher, nehmen sie aus dem Regal und stellen Stellvertreter an ihren Platz. Die ausgehobenen, gemäss unserem Farbencode «orangen», Bücher kommen dann zur nächsten Station: die konservatorische Vorkontrolle.

Checkliste
Von «orangen» zu «grünen» oder «roten» Büchern in Basel

Die Konservator*innen-Restaurator*innen überprüfen die «orangen» Bücher auf Format, Zustand und Objektart. Dabei nehmen sie jedes einzelne Buch in die Hand, untersuchen Einband und Buchblock und führen ggf. Stabilisierungsmassnahmen durch. Bücher, die sich sofort für Digitalisierung und Transport eignen, werden zu «grünen» Büchern. Bücher, bei denen konservatorische Sicherungs- und Stabilisierungsmassnahmen dazu führen werden, dass sie transportier- und digitalisierbar sind, werden in einem zweiten Schritt ebenfalls freigegeben und damit «grün». Solche, die sich nicht eignen, werden zu «roten» Büchern – sie kommen nie nach «Olten» und ins Scanzentrum, sondern gehen wieder zurück ins Magazin.

Icon Bücherwagen
Von «grünen» Büchern in Basel zu «pinken» Wagen in «Olten»

Die Magaziner*innen fahren die «grünen» Bücher von der Vorkontrolle in Basel nun nach «Olten» (welches sich natürlich in Basel befindet). Dort werden die Barcodes der Bücher verbucht und die Bücher auf den Wagen gepolstert und verpackt – so werden sie zu «pinken» Büchern. Während sie auf den Transport warten, werden Metadaten für Google und Zollpapiere generiert, bei der Handelskammer beider Basel ein Carnet ATA beantragt, danach ist alles für den Transporttag bereit.

Icon Lastwagen
Transport von «Olten» ins Google Scanzentrum, Digitalisierung, und Transport zurück nach «Olten»

Einmal pro Monat werden 20 Bücherwagen von einer Kunsttransportfirma abgeholt. Gleichzeitig bringen sie die 20 Wagen vom vorherigen Monat zurück. Der Koordinator Logistik und die Magaziner*innen laden zusammen mit den LKW-Fahrer*innen den LKW aus und wieder ein und bewegen damit ca. 10’000-12'000 Bücher. Die Wagen, die zurückgekehrt sind, kommen nach «Olten», die anderen reisen ins Google Scanzentrum, wo die Bücher digitalisiert werden.

Buch blau
Von «zurückgekehrten» zu «blauen» Büchern in «Olten»

Die Magaziner*innen packen die Wagen, die zurückgekehrt sind, in «Olten» aus. Die Konservator*innen-Restaurator*innen überprüfen die Bücher auf eventuelle Schäden, dokumentieren diese und führen kleinere Sicherungsmassnahmen direkt durch. Sobald die Bücher von ihnen freigegeben werden, werden sie zu «blauen» Büchern. Dies geschieht ebenfalls am monatlichen Transporttag – genau wie das gemeinsame wohlverdiente Znüni mit dem Projektteam nach einer weiteren erfolgreichen Lieferung.

Icon Bücherwagen
Von «blauen» Büchern in «Olten» zu «normalen» Büchern in Basel

Die Magaziner*innen scannen die «blauen» Bücher in der Datenbank aus ihren digitalen Wagen aus, fahren sie in die Magazine, stellen sie zurück an ihren Standort im Regal, entfernen die Stellvertreter und werfen die Auftragszettel weg. Damit sind die Bücher an ihrem Ausgangsort in Basel angekommen. Sie sind jetzt wieder «normale» Bücher, ohne Farbencode – dafür neu mit der Möglichkeit, sie sowohl im Sonderlesesaal in Basel als auch auf Google Books auf der ganzen Welt einsehen zu können.

Die Links zu den Digitalisaten auf Google Books werden in den Katalog eingespielt, so dass die Benutzer*innen die Digitalisate auf Google Books einsehen können. Die UB erhält die Digitalisate und OCR-Dateien von Google und kann sie langzeitarchivieren.

Die monatliche Lieferung ins Google Scanzentrum umfasst durchschnittlich nicht wie ursprünglich angenommen 5'000 sondern meist über 6’000 Bücher – ein Hinweis darauf, dass wir besonders dünne Büchlein haben? Nach derzeitigem Stand wird der beschriebene Prozess 24 Mal wiederholt, so dass am Schluss rund 140’000 UB-Titel von Google digitalisiert und publiziert sein werden. Die erste Lieferung fand im Juli 2023 statt; das Projekt läuft noch bis Mitte 2025.

Buntes Projekt(-management) an der UB.

Nicht nur die Abläufe im Projekt bzw. die Bücher und Wagen sind bunt, sondern auch das Projektmanagement.

Direkt am Projekt und den Arbeitspaketen beteiligt sind die Abteilungen Digitale Publikation historische Bestände (DigPub in Petrol- und Grüntönen), Kundenservices UBH (KS UBH in Rottönen) und Bestandserhaltung (BEST in Blautönen): Mitarbeitende dieser Abteilungen erledigen die Arbeitspakete, die im Projekt anfallen: Die Bearbeitung der so genannten Candidate List, also der ursprünglichen «Wunschliste» von Google (Petrol, oben; danach im Uhrzeigersinn), das Bereitstellen der Bücher (pink), die konservatorische Vorkontrolle (türkis), der Transporttag (violett), die konservatorische Nachkontrolle (türkis) und das Zurückstellen der Bücher (pink). Das Zentrum, worum sich alles in diesem Projekt dreht, ist unser «goldener Schatz», die historischen Bestände der UB. Zusammen ergibt sich dadurch eine bunte Blume, die das Projekt Google Books Logistik repräsentiert und das Projektmanagement ästhetisch bereichert.

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