Die Universitätsbibliothek Bern, die Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern, die Zentralbibliothek Zürich und die Universitätsbibliothek Basel digitalisieren in Zusammenarbeit mit Google Books einen grossen Teil ihrer Bestände aus dem 18. und 19. Jahrhundert (siehe dazu die Projektseite des Schwesterprojekts Google Books). Daraus entsteht die grösste retrodigitalisierte mehrsprachige Sammlung in der Schweiz, gut 100 Millionen Seiten. Im Projekt "Swiss Google Books for Research" entwickeln die vier beteiligten Bibliotheken eine Plattform, um diesen grossen digitalen Textkorpus als Ganzes zu präsentieren und sein Potenzial für Forschung und Lehre voll auszuschöpfen.

 

Mit diesem Projekt betonen die Bibliotheken ihre Rolle als Gedächtnisinstitutionen im digitalen Raum, indem sie wertvolle digitale Korpora nicht nur bewahren, sondern sie auch als einheitliches Datenset aufbereiten und damit auf neue Weise der Forschung zugänglich machen.. Dies ermöglicht eine intensivere und vielfältigere Zusammenarbeit.

 

Die gescannten Bücher sind zwar bereits über Google Books zugänglich, die neue Plattform schafft jedoch in drei zentralen Punkten Mehrwert:

  • Transparenz: Im Unterschied zur Google-Suche steht Transparenz im Mittelpunkt: Es soll klar ersichtlich sein, was die Sammlung beinhaltet und auch wo Leerstellen vorhanden sind.
  • Interoperabilität: Die Sammlung wird interoperabel bereitgestellt, damit sie gut mit anderen Beständen verknüpft werden kann. Da Forschungsfragen meist nicht an den Grenzen einzelner Portale Halt machen, ist es von zentraler Wichtigkeit, dass die Sammlung mit möglichst wenig Aufwand mit Beständen von anderen Plattformen zusammen genutzt werden kann.
  • Nutzung als Datensammlung: Gemäss dem Gedanken von "Collections as Data" ermöglichen wir den Zugang nicht nur zu einzelnen Werken, sondern auch zum einfachen Zugriff auf grössere oder kleinere Ausschnitte der gesamten Sammlung. Die schiere Grösse des Datensets stellt die Geisteswissenschaften vor neue Herausforderungen in der Datenverarbeitung. Daher ermöglichen wir Nutzenden, ihre Bilder, Texte und Metadaten niederschwellig auf bestehende grosse Verarbeitungs-Infrastrukturen zu übertragen und dort weiterzuverarbeiten – wie etwa High Performance Computing (HPC), eine Lösung aus den Naturwissenschaften, die für die Verarbeitung grosser Bestände ausgelegt ist.

 

Das Projekt versteht sich als integraler Bestandteil der bereits vorhandenen Schweizer Portallandschaft zu retrodigitalisierten historischen Beständen und erweitert diese insbesondere durch die Masse der zugänglichen Werke. "Swiss Google Books for Research" ist daher auch ein weiterer Schritt hin zu einem digital zugänglichen Korpus eines repräsentativen Teils aller alten Drucke aus Schweizer Bibliotheken und nimmt diese Rolle aktiv als Nachweisinstrument auf.

 

Vorprojekt (2024)

Die Grundzüge der Plattform wurden 2024 in einem Vorprojekt festgelegt. Ein zentraler Baustein dazu war eine Reihe von 16 Interviews, die das Projektteam mit Vertreterinnen und Vertretern aus Forschung und Lehre geführt hat. Mit den Aussagen der Interviewpartnerinnen und -partner konnte das Team eruieren, welches die zentralen Anforderungen an die Plattform sind.

Basierend auf diesen Erkenntnissen sowie einer Evaluation bestehender vergleichbarer Plattformen und der vorhandenen Infrastruktur wurde das aktuelle Plattformdesign gewählt. Dieses konzentriert sich einerseits auf die Präsentation der Sammlung und die Suche, andererseits auf die Bereitstellung von Datenschnittstellen. Die Aufbereitung für konkrete Forschungsfragen wird hingegen bewusst der Forschung überlassen, weswegen das Portal keine fest integrierte Forschungsumgebung enthalten wird.

 

Hauptprojekt (2025 und 2026)

Im Hauptprojekt, das seit Anfang 2025 bis Ende 2026 läuft, wird die von den vier Bibliotheken getragene Webplattform “Swiss Google Books for Research” entwickelt. Diese soll über die Projektlaufzeit hinaus in stabile Organisations- und Finanzierungsstrukturen überführt werden.

Als erster Schritt wird bis Ende 2025 in Zusammenarbeit mit der Informatik der UB Basel eine erste Version der Plattform entwickelt, aufbauend auf vorhandenen Bausteinen. Anhand dieses Prototyps soll der Kontakt mit interessierten Forschenden fortgesetzt und intensiviert werden, um Feedback zu erhalten und einzuarbeiten.

Darüber hinaus sollen neue Methoden der Analyse, Aufbereitung und Anreicherung der Daten erprobt und umgesetzt werden, um den Bestand bestmöglich zugänglich zu machen. Zudem wird die Sammlung mit verwandtem Material in Verbindung gebracht, indem dokumentiert wird, welche Objekte aus dem Zeitraum 1700-1900 über das Projekt hinaus digital zugänglich sind. Diese sollen entweder interoperabel via IIIF eingebunden oder verlinkt werden.

Logo Google Books

 

 

Eckdaten

Projektdauer: Vorprojekt 2024, Umsetzung 2025-2026

Umfang: 450'000 Bände aus dem Zeitraum von 1700 - ca. 1900, über 100 Millionen Seiten

Projektpartner: Das Projekt findet in Kooperation mit der UB Bern, ZHB Luzern, ZB Zürich sowie Google Books statt.

Finanzierung: Das Vorprojekt wird aktuell mit IVIT (Informationsversorgung und Informationstechnologie) Mittel der Universität Basel mit zwei Projektstellen finanziert

Vorgängerprojekte: Google Books

Ähnliche Projekte: Zeitungsdigitalisierungsprojekt, Digitales Langzeitarchiv