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«Verborgene Freunde» neu in Basel zu finden

Lateinisches Stundenbuch, Frankreich, um 1410

Lateinisches Stundenbuch, Frankreich, um 1410, Depositum 2021.1672. (CL 259). © Historisches Museum Basel, Foto: Philipp Emmel

Als comites latentes, verborgene Freunde, bezeichnete der italienische Humanist Petrarca seine Bücher, die ihm das Gespräch mit den Geistesgrössen aller Zeiten und Länder ermöglichten. Als er 1448 beschrieb, wie er in seinem einfachen Haus in Vaucluse lebte, sagte er, diejenigen, die ihre Lebenszeit mit Luxus vergeudeten, kennen «meine Freuden nicht, meine andere Art des Vergnügens, nämlich die heimlichen Gefährten, die mir alle Jahrhunderte aus allen Ländern schicken und die sich durch Sprache und Geist in Krieg und Frieden auszeichnen. Sie sind nicht anspruchsvoll, ihnen genügt ein einziger Winkel in einem bescheidenen Haus».

Die Sammlung Comites latentes

Die Bezeichnung Comites latentes übernahm der italienische Industrielle und Autor Sion Segre Amar (1910–2003) für seine Handschriften, die er ab den 1960er-Jahren erwarb. Die Sammlung umfasst heute mehr als 200 Handschriften und Handschriftenfragmente aus dem 6. bis 20. Jahrhundert – und zwei Tontäfelchen aus Mesopotamien. Die heutigen Eigentümer geben diese historischen Schriftstücke nun als Leihgabe ans Historische Museum Basel; aufbewahrt und der Forschung zugänglich gemacht werden sie in der Universitätsbibliothek Basel.

Die Comites latentes umfassen religiöse Texte wie Bibeln, Psalterien, Stundenbücher oder Gebetsbücher, aber auch literarische und juristische Werke der Antike und des Mittelalters sowie Urkunden. Der grösste Teil stammt aus dem Spätmittelalter, wurde in Italien oder Frankreich hergestellt und ist auf Lateinisch verfasst; es befinden sich aber darunter auch hebräische, griechische, italienische und französische Texte. Viele der Handschriften und Fragmente weisen reichen Buchschmuck auf.

Fundus für Forschende

Die Universitätsbibliothek freut sich, diese wertvolle Sammlung als Depositum für mindestens 15 Jahre (mit Option auf Verlängerung) zu übernehmen, da sie ihre eigene Sammlung, die grösste Sammlung mittelalterlicher Handschriften in der Schweiz, in willkommener und idealer Weise ergänzt. Für die Basler Universität stellt die Sammlung einen opulenten Fundus für die Lehre und Forschung der Kunstgeschichte, aber auch anderer Fächer dar.

Aufbereiten für die Öffentlichkeit

Die Eigentümer, das Historische Museum und die Universitätsbibliothek planen, in Fortführung der bisher in Genf geleisteten Arbeit die Sammlung einem grösseren Publikum zugänglich zu machen. Die bereits begonnene Publikation in digitaler Form auf der Plattform e-codices soll weitergeführt werden. Im Rahmen von Forschungsprojekten sollen die Handschriften untersucht, beschrieben und die Resultate der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, zum Beispiel durch kleinere und grössere Ausstellungen.

Das Historische Museum Basel und die Universitätsbibliothek Basel freuen sich über den Entscheid der Eigentümer, die wertvollen Handschriften in ihre Obhut zu geben, und begrüssen die neuen Freunde von Herzen. Sie werden alles daransetzen, dass die Bücher weiterhin sicher in einem Winkel aufbewahrt werden, dass sie aber dank den digitalen Möglichkeiten nicht mehr so verborgen sind. Petrarca wäre sicher begeistert von e-codices.

offizielle Medienmitteilung